Zwei Westfalen gewinnen Edelmetall bei der U20-EM in Tallinn

Mit der schnellsten Zeit aller teilnehmenden Nationen hatte die deutsche 4 x 400-Meter-Staffel im Vorlauf überzeugt. Die Zeit des DLV-Quartetts, zu dem auch die Dortmunderin Anna Malia Hense gehörte, betrug 3:38,55 Minuten. Es war also klar, dass die deutschen Viertelmeilerinnen zu den Medaillenkandidatinnen gehören würden. Doch, dass es am Ende sogar zu Gold reichen sollte, damit hätten wohl die wenigsten gerechnet – zumal drei der vier Teammitglieder noch der U18-Altersklasse angehören.

In 3:35,38 Minuten war das DLV-Team im Finale sogar knapp drei Sekunden schneller unterwegs als noch am Vortag: Es verwies damit im Endlauf die Spanierinnen (3:35,38 Min.) auf den zweiten und die Italienerinnen (3:36,31 Min.) auf den dritten Rang.

Dabei hatte es zunächst für die deutsche Staffel nicht nach einem großen Sieg ausgesehen. Startläuferin Lena Leege (LAC Berlin) näherte sich auf Rang fünf der Stabübergabe an Lara-Noelle Steinbrecher. Die klappte dann nicht optimal, sodass die Konkurrenz davonzueilen schien. Mit einem beherzten Auftritt kämpfte sich Lara-Noele Steinbrecher jedoch wieder heran und konnte sich zwischenzeitlich sogar über einen Positionsgewinn freuen. Auf den letzten Metern schwanden jedoch auch ihr sichtbar die Kräfte, sodass sie auf Platz fünf liegend an Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund) übergab.

Die Deutsche U18-Meisterin zündete den Turbo und rollte das Feld von hinten auf. Bereits nach knapp 200 Metern hatte sie sich auf Platz zwei nach vorne geschoben, 100 Meter vor dem Ziel schnappte sie sich gar die Spitzenposition. Schlussläuferin Maja Schorr (SV GO! Saar 05) nahm den Staffelstab entgegen und ging für die letzten 400 Meter ins Rennen. Die Angriffe der Konkurrenz wehrte sie mit Erfolg ab und machte den Triumph für das DLV-Team perfekt. Verkraften konnte das Team daher auch, dass technisch nicht alles optimal lief. „Die Wechsel waren ausbaufähig. Ich bin viel zu früh losgelaufen“, befand Anna Malia Hense. Doch das war im Zielbereich schnell vergessen.

Man bedenke: Wegen eines Ermüdungsbruchs und einer Oberschenkelverletzung musste die Dortmunderin in der Vorbereitungszeit vier Monate lang pausieren. Um so höher ist ihr Auftritt inTallinn zu bewerten.

Yassin Mohumed schnappt sich im Spurt die Silbermedaille

Eine weitere Medaille für die LG Olympia Dortmund gab es in Tallinn durch Yassin Mohumed, der sich im 3.000-Meter-Lauf die Silbermedaille erkämpfte.

„Der ganze Druck fällt jetzt einfach weg“, befand der überglückliche Yassin Mohumed nach dem Rennen. Mit der Deutschlandfahne jubelte er im Zielbereich. Dabei hatte es zu Beginn des Rennens nicht nach einem Medaillen-Gewinn für den deutschen U20-Meister über 5.000 Meter ausgesehen. Über große Teile des Laufs hielt er sich nämlich auf der letzten Position auf.

„Das war aber genau so geplant. Ich wollte die anderen kommen lassen“, erzählte er anschließend. Erst drei Runden vor Schluss erhöhte er langsam das Tempo und arbeitete sich auf den vorletzten Platz vor. Knapp anderthalb Runden vor dem Ziel beschleunigte er nochmals und ließ fünf weitere Konkurrenten hinter sich. Als der Rundengong ertönte, lag er an fünfter Stelle. Doch damit nicht genug. Auf die Zielgerade als Vierter einbiegend, zog er auf den Bronzerang vor und fing schließlich in buchstäblich letzter Sekunde auch noch den Briten Alex Melloy auf Platz zwei ab.

Erfolgreiche Woche für Familie Mohumed

In 8:18,36 Minuten beendete Yassin Mohumed sein Rennen. „Ich bin ruhig geblieben und mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagte er. Schneller war nur der Ire Nicholas Griggs unterwegs, der sich den Sieg in 8:17,18 Minuten schnappte.

Mit seinem Erfolg sorgte Yassin Mohumed für die zweite internationale Medaille für seine Familie innerhalb weniger Tage. Erst vergangene Woche hatte sein Bruder Mohamed an gleicher Stelle Gold bei der U23-EM über 5.000 Meter gewonnen. „Ich bin stolz, so einen erfolgreichen Bruder zu haben, das ist für mich ein großer Antrieb. Er ist mein Bruder und mein bester Freund gleichzeitig“, sagte Yassin Mohumed.

Johanna Pulte über 3.000 Meter auf einem guten fünften Rang

Das Finale der weiblichen Jugend U20 über 3.000 Meter wurde zu einer Spurt-Entscheidung auf der letzten Runde. Nach etwa zwei Kilometern hatte die Litauerin Agate Caune mit einer Tempoverschärfung das Feld auseinandergezogen, eine achtköpfige Spitzengruppe aber ließ sich davon nicht beirren – und in der rannten auch alle drei deutschen Teilnehmerinnen mit. Am aussichtsreichsten hielt sich die Deutsche U20-Meisterin über 5.000 Meter Johanna Pulte (SG Wenden). 350 Meter vor dem Ziel setzte sie sich an die Spitze des Feldes, doch auch ihrer Tempoverschärfung konnte die Konkurrenz folgen. Erst als auf der Zielgeraden die Kräfte schwanden, zogen noch vier Athletinnen vorbei, allen voran ein skandinavisches Trio mit Ilona Mononen (Finnland; 9:15,66 Min.) , Sofia Thogersen (Dänemark; 9:16,43 Min.) und Ina Halle Haugen (Norwegen; 9:16,47 Min.).

Mit einem beeindruckenden Team-Resultat und jeweils neuen Bestleistungen folgten auf den Plätzen fünf bis sieben die drei DLV-Athletinnen: Johanna Pulte (9:17,10 Min.) wurde Fünfte, Anneke Vortmeier (ASV Duisburg) – die lange am Ende der Führungsgruppe gerannt war und im Kampf um vordere Plätze weite Wege gehen musste – steigerte sich auf 9:19,06 Minuten, Lisa Merkel (LG Region Karlsruhe) auf glatte 9:20,00 Minuten.

Weitere fünfte Plätze für Pia Northoff und Fabiane Meyer

Pia Northoff (TV Wattenscheid 01) belegte den fünften Platz im Diskuswurf-Finale. Mit dem vierten Wurf erreichte sie ihre Tagesbestweite von 51,72 Metern und kam damit bis auf etwa zwei Meter an ihre Saison-Bestweite heran. Im Vergleich zu ihrer Qualifikationsweite vom Vortag, als sie 50,21 Metern geworfen hatte, konnte sich die Wattenscheiderin noch einmal steigern.

Eine starke Vorstellung bot auch Fabiane Meyer (TV Westfalia Epe). Die Athletin von Epes Coach Reinhard Wittland qualifizierte sich mit 4:24,96 Minuten für den 1.500-Meter-Endlauf, in dem keine der Finalistinnen wagte, in der Anfangsphase die Führung zu übernehmen. Entsprechend bescheiden fielen mit 1:14,48 Minuten über 400 Meter und 2:17,91 Minuten über 800 Meter die Zwischenzeiten in den ersten beiden Runden aus. Als dann in der Schlussphase die Post richtig abging, ließ sich die letztjährige deutsche Jugendmeisterin über 1.500 Meter nicht unterbuttern und erkämpfte sich in 4:22,25 Minuten einen respektablen fünften Rang.

Im 100 Meter-Sprint kam Lennart Hartenberg (TV Wattenscheid) im Vorlauf mit 10,65 Sekunden ins Halbfinale, wo er allerdings mit 10,66 Sekunden ausschied.