Westfalenauswahl-Talente gehen gesund in die Fußball-Zukunft

Sie sind jung, sie spielen Fußball und sie sind verdammt talentiert: 75 Fußballerinnen aus den Auswahljahrgängen des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) haben im SportCentrum Kaiserau abseits des grünen Rasens wichtige Bausteine für eine erfolgreiche Laufbahn kennengerlernt. Beim ersten FLVW-Gesundheitstag, den der Verband in Kooperation mit der AOK NordWest am Montag angeboten hat, ging es vor allem um die Themen Prävention, Rehabilitation, Regeneration und Ernährung.

„Die sind elementar für die Mädels“, weiß Physiotherapeut Jan Dryden, der die Altjahrgänge des westfälischen Nachwuchses betreut. „Das sind keine ‚Pöhlerinnen‘, die in der Kreisliga kicken wollen. Die wollen alle hoch hinaus. Deswegen möchten wir ihnen so früh wie möglich auch in diesen Bereichen etwas mitgeben“, erklärte Dryden.

Die vier Bereiche Prävention, Rehabilitation, Regeneration und Ernährung haben Einfluss auf das Thema Verletzungen, ob es nun um die Behandlung oder auch um die Vorbeugung dieser geht. Ein Thema, mit dem sich jede Sportlerin und jeder Sportler irgendwann auseinandersetzen muss. Das wurde schnell deutlich, als Jan Dryden in die Runde fragte, wer sich schon einmal eine Verletzung zugezogen hatte – so gut wie alle Hände gingen bei dieser Frage nach oben. „In diesem Bereich gibt es viel Halbwissen. Wir möchten den Mädchen zeigen, wo sie in so einer Situation die richtigen Ansprechpartner finden und was sie auch selbst tun können, um schnell – aber vor allem auch nicht zu früh – wieder vollkommen fit auf dem Platz zu stehen“, sagte Christian Düren, Koordinator Talentsichtung/Talentförderung Fußball weiblich und Mitglied der Kommission Mädchenfußball im FLVW.

Beim Thema Prävention erfuhren die Mädchen etwas über Dehnung, Stabilität, Koordination oder auch Kraft. Bei der Rehabilitation ging es um die verschiedenen Heilungsphasen einer Verletzung sowie die richtigen Ansprechpartner für die einzelnen Jahrgänge. Und bei der Regeneration haben die Teilnehmerinnen etwas über die Unterscheidung von Erholungspausen gelernt, direkt nach einer Belastung sowie nach Ausdauer- und Krafttrainingseinheiten. Und selbst die Mittagspause gehörte indirekt zum Lernprogramm. „Ernährung ist ein wichtiges Thema für Sportlerinnen und Sportler. Deswegen gab es auch ein gesundes Mittagsessen mit Kartoffeln, Nudeln, Reis, Salat, Gemüse und magerem Fleisch“, erklärte Düren.

"Möchten Spielerinnen zur Selbstverantwortung sensibilisieren"

Welches Essen gesund ist und worauf Sportlerinne und Sportler in besonderer Weise achten müssen, waren unter anderem die bestimmenden Themen nach der Pause. Dabei wurden die Mädchen aufgeteilt. Während zwei Gruppen zu Praxisübungen in die Halle gingen, lernte ein kleinerer Teil im Seminarraum etwas über die Ernährungspyramide. Diese schlüsselt genau auf, welches Essen in welchen Mengen gut für den Körper ist. Wichtig sei danach eine ausgewogene, vegetarisch betonte Vollkosternährung. Dieser Teil des Tages kam besonders gut bei den jungen Teilnehmerinnen an. „Vor allem in Sachen Ernährung haben ich heute wirklich viel gelernt. Das habe ich so vorher noch nicht gehört“, sagte die 14-jährige Kathrin Jäger aus Werne.

Denn die Ernährungsexpertin Janine Huber von der AOK erklärte nicht nur, was gesund ist, sondern auch, in welcher Situation welche Nahrung angemessen ist. Also zum Beispiel die richtige Ernährung vor einem Spiel, danach oder auch in der Regenerationsphase. „Wir möchten die Mädchen sensibilisieren, selbstverantwortlich zu sein. Natürlich müssen bei den jüngeren Jahrgängen auch die Eltern und die Vereine mitspielen. Aber wir können eine Basis schaffen, damit sie auch selbst auf ihren Körper achten“, sagte Verbands-Fußballlehrerin Kathrin Peter. „So eine Unterstützung hätte ich mir früher auch gewünscht. Damit haben wir die Chance, in der Ausbildung nochmal einen Schritt nach vorn zu machen“, so Peter weiter.  

Einen Schritt nach vorn sollten die Kickerinnen auch bei den Praxisübungen machen. Während es in einem Hallenabschnitt bei Yoga-Übungen mit harten Schaumstoffrollen und kleinen Massagebällen etwas ruhiger zuging, kamen die Mädchen bei Stabilisations- und Dehnungsübungen in der zweiten Hallenhälfte schon etwas ins Schwitzen. Und damit auch diese Übungen nachhaltig sind, haben sich die Veranstalter etwas Besonderes überlegt: „Gemeinsam mit der AOK haben wir den Mädchen einen Sportbeutel gepackt, den sie auch mit nach Hause nehmen können. Darin sind eine Blackroll, ein Massageball, ein Theraband sowie ein Deuserband. So können unsere Nachwuchs-Spielerinnen die Übungen auch zu Hause umsetzen und vor allem auch mit in die Vereine nehmen“, sagte Düren.

Nach fünf intensiven Stunden war der Lehrgang zu Ende. Die ersten Feedbacks waren positiv. Neuauflage nicht ausgeschlossen. Eines steht fest: Die Kickerinnen haben den Rosenmontag optimal genutzt, um weitere wichtige Bausteine für eine erfolgreiche und gesunde Fußballerin-Laufbahn kennenzulernen.