Weitspringerin Lena Malkus beendet ihre Karriere

Lena Malkus hat mehrere Jahre für die Rückkehr in Deutschlands Spitze gekämpft. Jetzt steht fest: Dieser Kampf wird nicht mit einem Happy End belohnt. Die einstige U20- und U23-Europameisterin sowie Deutsche Meisterin des Jahres 2015 beendet im Alter von 26 Jahren ihre Karriere.

Dieser Abschied ist wohlüberlegt. Lena Malkus hatte auch viel Zeit, darüber nachzudenken: Vier Jahre lang hat die Weitspringerin darum gekämpft, wieder an ihr einstiges Leistungsniveau anzuknüpfen. Erst brachte eine lange unerkannte Virusinfektion ihren Körper komplett aus dem Gleichgewicht. Dann folgte auf jeden Trainingsfortschritt bei intensiveren Belastungen ein Rückschlag nach dem nächsten.

„Es ist schwierig, wenn der Körper immer wieder streikt“, stellt die 26-Jährige ganz nüchtern fest. Schließlich war es Ende 2019 nach überstandenen Schienbein-Problemen eine Entzündung im Beuger-Ansatz, die den finalen Anlass für die Entscheidung gab, ihre Karriere zu beenden.

Überragende Erfolge in der Jugend

Dabei hätte alles ganz anders kommen können. Denn Lena Malkus zählt zu den größten Weitsprung-Talenten, die in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren Anlauf nahmen. Kurz vor ihrem 18. Geburtstag wurde sie U20-Europameisterin, ein Jahr später U20-Vize-Weltmeisterin, anschließend Europameisterin der U23-Altersklasse. Schon als 18-Jährige sprang Lena Malkus windunterstützt 6,80 Meter. 2015 näherte sie sich in Weinheim bis auf sieben Zentimeter der Sieben-Meter-Marke. Wenig später wurde sie in Nürnberg Deutsche Meisterin.

Es sind die Wettkämpfe in Weinheim und Nürnberg, die die heute 26-Jährige zu den schönsten Momenten ihrer Karriere zählt. „Der DM-Titel war sehr emotional“, blickt sie zurück, „auf dem Hauptmarkt war alles auf den Weitsprung fokussiert, das war wirklich ganz besonders.“

Traum von Olympia und den sieben Metern

Die Erinnerung an diese Momente haben der Weitspringerin, die viele Jahre für Münster und zuletzt für Hamburg gestartet ist, Kraft gegeben. Angetrieben hat sie bis zuletzt der Traum von einer Olympia-Teilnahme, die schon 2016 so greifbar nahe erschien. „Das war mein schwerstes Jahr“, muss Lena Malkus jedoch heute feststellen, „mit der realistischen Olympia-Chance nicht zu wissen, warum man auf einmal keine Leistung mehr bringt.“

Das Olympia-Jahr 2016 beendete die Psychologie-Studentin mit einer Saison-Bestleistung von 6,22 Metern, bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel landete sie im sechsten Versuch bei 5,97 Metern – es sollte ihr letzter gültiger Sprung bleiben. Den Glauben an ihre Fähigkeiten verlor sie dennoch nie. „Ich hatte nie den perfekten Sprung. Ich habe gemerkt: Da steckt noch mehr in mir. Klar, wenn man 6,94 Meter springt, dann sind sieben Meter der nächste Traum.“

Von Elke und Frank Bartschat zu Sebastian Bayer

„Sie hat unendlich Talent“, sagt auch ihr Trainer Sebastian Bayer, bei dem Lena Malkus nach vielen Jahren in der Obhut von Elke und Frank Bartschat Ende 2018 in Hamburg noch mal einen Neustart wagte. „Es ist schade, und es ist hart. Aber es ist für sie der richtige Schritt. Sie wird immer meine erste Athletin bleiben“, bilanziert der Hallen-Europarekordler.

„Ich hätte mir und uns als Team ein Happy End gewünscht“, sagt Lena Malkus und spricht zugleich auch ihren langjährigen Trainern in Münster einen großen Dank aus: „Bei Elke und Frank Bartschat bin ich groß geworden, sie haben in einer schwierigen Phase immer zu mir gestanden, ihnen habe ich alle meine Erfolge zu verdanken.“

Konzentration auf die Master-Arbeit

Jetzt beginnt ein neues Kapitel für Lena Malkus. „Die Wettkämpfe werden mir fehlen, der Nervenkitzel, die Trainingslager mit der Trainingsgruppe, international mit anderen unterwegs zu sein“, gesteht sie zwar, aber auch: „Nun kann ich aufatmen, es fühlt sich an wie eine neu gewonnene Freiheit. Ich bin selbst überrascht, wie gut es mir mit der Entscheidung geht.“

Im Mittelpunkt steht als nächstes die Master-Arbeit im Fach Psychologie, die sie dem Thema „Work-Life-Balance von hauptamtlichen Trainern“ gewidmet hat (Studien-Teilnahme für hauptamtliche Trainer). Für sie selbst ist der Gedanke an eine eigene Trainertätigkeit noch ziemlich weit weg, zunächst müsse sie ihre Rolle ohne den Sport finden. Ausschließen würde sie es aber nicht, ihr Wissen später auch an andere weiterzugeben. Koordination, Athletik, Technik – so manch ein Athlet kann hier sicher viel von Lena Malkus lernen. Aber noch mehr in Sachen Leidenschaft und Kampfgeist.