Vier Titel für Westfalen bei den deutschen Cross-Titelkämpfen in Sindelfingen

Mehrere westfälische Top-Läuferinnen und -Läufer führen zurzeit im Rahmen ihrer Vorbereitung auf die Sommersaison ein Höhentrainingslager durch und fehlten daher bei den deutschen Crossmeisterschaften am Samstag in Sindelfingen. Dennoch gingen auf dem anspruchsvollen, teilweise recht aufgeweichten Parcours, auf dem innerhalb einer 1.100 Meter langen Runde vier Anstiege zu bewältigen waren, vier Titel nach Westfalen.

Die Strecke über die Liegewiesen im Bäderzentrum Sindelfingen war durch die wochenlangen Niederschläge komplett durchnässt und damit verwandelte sie sich direkt nach den ersten Auftaktläufen in einen Schlammparcours, der den Athletinnen und Athleten sehr viel Kraft abverlangte. Für die Zuschauer war die Strecke aber von allen Seiten gut einsehbar, und so konnte man alle Rennen gut verfolgen.

Die Erwartungen an die Mittel- und Langstreckler der LG Brillux Münster waren bereits im Vorfeld der nationalen Titelkämpfe in Sindelfingen recht hoch – und sind dennoch übertroffen worden. Ein Einzeltitel in der weiblichen U23 durch Klara Koppe sowie zwei Mannschaftsmeistertitel in der männlichen U18 und U20 zeichneten das beste Ergebnis der LG Brillux Münster seit langem bei deutschen Meisterschaften aus. Das war auch eine Auszeichnung für die Arbeit des Trainerteams Jörg Riethues und Robert Welp, die das Training der gesamten Wintersaison auf diesen Höhepunkt ausgerichtet hatten und bei allen Athleten das optimale Ergebnis herausholten.

Klara Koppe siegt bei den Juniorinnen und wird Dritte bei den Frauen

Klara Koppe (LG Brillux Münster) setzte sich im Rennen der Frauen und Juniorinnen über 5,5 Kilometer gleich von Anfang an auf einen der vorderen Plätze. Sie kämpfte Runde um Runde gegen die Berliner Schöneborn-Zwillinge um diese Positionen und musste am Ende hinter der Siegerin Domenika Meyer (LG Telis Regensburg) nur ganz knapp Debora Schöneborn den Vortritt lassen. Mit dem Bronzerang bei den Frauen und dem Sieg in der Juniorinnen-Klasse erreichte die Athletin von Robert Welp ihre bisher beste nationale Platzierung. Im gleichen Rennen lieferten sich Nele Weike (SV Brackwede) und Kerstin Schulze Kalthoff (LG Rosendahl) lange Postionskämpfe um Rang drei in der Juniorinnen-Klasse. Am Ende setzte sich die Rosendahlerin durch und gewann die Bronzemedaille.

Mit den Plätzen sechs, neun und 14 in der Einzelwertung gewann die männliche Jugend U20 der LG Brillux Münster in der Besetzung Marco Sietmann, Oskar Enseling und Jean-Benoît Merté über 6,6 Kilometer mit großem Vorsprung den Titel in der Mannschaftswertung vor der LG Region Karlsruhe.

Ganz weit vorne mit dabei war auch U18-Nachwuchstalent Silas Zahlten, der als Athlet des jüngeren Jahrgangs bei seinen ersten deutschen Crossmeisterschaften zwischenzeitlich beinahe kühn die Führung übernahm. Er meisterte das schwierige Terrain eindrucksvoll leichtfüßig und lief in einer Zeit von 15:49 Minuten auf einen hervorragenden vierten Platz. Mit dieser Leistung blieb er über 4,4 Kilometer nur zehn Sekunden hinter dem Sieger Paul Specht (VfL Sindelfingen). Finn Ponick war die Anstrengung auf der Strecke ins Gesicht geschrieben – umso beachtlicher seine Kraftleistung, mit der er auf einen starken zehnten Platz in der Zeit von 16:25 Minuten lief. Sören Buffi folgte kurz dahinter auf Rang 14 in 16:33 Minuten. Damit holte sich das Münsteraner Trio die verdiente Goldmedaille: 28 Punkte bedeuteten das mit Abstand beste Mannschaftsergebnis des Wettbewerbes. Auf dem zweiten Platz folgte das Team der LAZ Ludwigsburg mit 69 Punkten.

Große Überraschung durch die LG Dorsten

Für eine Überraschung sorgte vor allem die LG Dorsten, die im Lauf der weiblichen Jugend U18 über 4,4 Kilometer mit 68 Punkten den Mannschaftstitel mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem VfL Löningen (69 Punkte) gewann. "Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Als wir nach Sindelfingen fuhren, war unsere Zielvorstellung der achte Rang. Wenn es gut läuft, werden vielleicht Fünfte, hatten wir gedacht. Die Goldmedaille kam bei uns in den kühnsten Träumen nicht vor", freute sich Gold-Coach Leo Monz-Dietz.

Schnellste Einzelläuferin innerhalb des erfolgreichen Dorstener Teams war Leonie Borchers, die sich auf dem Schlamm-Parcours in der Einzelwertung in 18:36 Minuten den sechsten Rang erkämpfte. "Damit bestätigte Leonie nach ihrem fünften Platz über 3.000 Meter im Sommer auf der Kunststoffbahn nun wieder ihre Zugehörigkeit zur deutschen Nachwuchselite im Langstreckenlauf", unterstrich Leo Monz-Dietz.

Theresa Brosthaus, die wegen einer gerade auskurierten Stressreaktion im Fuß das Rennen recht vorsichtig anging, arbeitete sich im weiteren Verlauf mit einer tollen Energieleistung von Platz 30 bis auf einen nie erwarteten elften Rang in 19:04 Minuten vor. Den Erfolg der Dorstenerinnen vervollständigte Philine Mattheis, die als 51. in 22:09 Minuten das Ziel erreichte. Philine kommt vom Schwimmen und treibt erst seit einem Jahr Leichtathletik. Die Ex-Schwimmerin überholte kurz vor dem Ziel noch zwei Läuferinnen von der LG Bayer Uerdingen-Dormagen. Die Ergebnisliste wies dann für alle drei Teilnehmerinnen die gleiche Zeit von 22:09 Minuten aus. Bei der Endabrechnung erschien dann aber die junge Dorstenerin auf Platz 51 – genau zwischen diesen beiden Läuferinnen. "Eigentlich war es wohl Platz 50 gewesen", mutmaßte Leo Monz-Dietz. Da es aber auch so mit einem Punkt Vorsprung zum deutschen Meistertitel reichte, konnte der LG-Coach darauf verzichten, gegen eine Gebühr von 100 Euro Protest gegen diese Auswertung einzulegen.

Eine großartige Leistung bot bei der weiblichen Jugend U18 Johanna Polte aus der Läuferhochburg der SG Wenden, die auf der 4,4 Kilometer langen Distanz in der Einzelwertung einen hervorragenden zweiten Platz belegte.