Viel Informations- und Gesprächsbedarf beim Ehrenringträger-Treffen in Kaiserau

Turbulente Wochen liegen hinter dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen. Da gab es beim Treffen der Ehrenringträger und Ehrenmitglieder sowie weiterer verdienter Verbandsmitarbeiter im SportCentrum Kamen•Kaiserau reichlich Gesprächsbedarf.

FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski informierte ausführlich über die Schwierigkeiten des Verbandes in den letzten Monaten, doch am Ende seiner Ausführungen blickte er nach vorn: „Ich hoffe, dass die Turbulenzen endgültig der Vergangenheit angehören und wir uns wieder unseren Sachaufgaben zuwenden können.“

Zu Beginn seiner Rede begrüßte Gundolf Walaschweski 30 Würdenträger des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen. Besonders erwähnte er dabei FLVW-Botschafterin und Ehrenmitglied Annegret Richter, ihren Botschafter-Kollegen Bernard Dietz, FLVW-Ehrenpräsident Hermann Korfmacher und den ältesten Ehrenringträger Karl-Heinz Ehlert, der am 17. November 2017 seinen 95. Geburtstag feiert. „Ich gehe jeden Tag mit dem Hund meiner Tochter spazieren und trinke jeden Abend eine Flasche Altbier und ein Drittel Glas Rotwein", verriet der für sein Alter topfitte Alterspräsident aus Brilon sein Gesundheitsrezept.

Wilfried Busch stellt sich vor

Gundolf Walaschewski kündigte an, dass spätestens zum 1. Januar 2018 der neue Leiter des SportCentrums seinen Aufgabenbereich übernehmen wird. Seit viereinhalb Monaten ist dagegen schon Wilfried Busch als neuer Geschäftsführer im Amt. Den Namen hatten die meisten Anwesenden schon einmal gehört, aber näher kannten sie den „Neuen“ noch nicht - das änderte sich schnell.

Der 47-Jährige berichtete über sein Studium an der Westfälischen-Wilhelms-Universität in Münster, seine Tätigkeit bei der Bayer Leverkusen Fußball GmbH und seine anschließende Selbstständigkeit im Bereich des Fan- und Sportmarketings. Als Jugendtrainer und Jugendleiter sowie als Vorstandsmitglied des VfL Witzhelden sind ihm die Probleme der Basis bestens bekannt.

Seine Aufgabe beim FLVW bezeichnet der zweifache Familienvater als herausfordernde und spannende Tätigkeit. Die Zusammenarbeit mit den hoch engagierten und hoch motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bildet für ihn eine Herzensangelegenheit. „Es geht für mich darum, bei uns eine Kultur der offenen Tür zu schaffen. Jeder kann zu mir kommen, und wir müssen offen und ehrlich miteinander umgehen. Auch Querdenker werden nicht mundtot gemacht und können ihre Ideen präsentieren. Ich wünsche mir ein bisschen weniger Formalismus, dafür aber mehr Leidenschaft und Empathie“, betonte der neue Verwaltungschef.

Wilfried Busch berichtete, dass die Fußballer weiter steigende Mitgliederzahlen melden. Bedenklich stimmt ihn jedoch, dass die Zahl der Mannschaften vor allem im Jugendbereich abnimmt: „Wir müssen da einmal das Deckmäntelchen wegziehen. Natürlich freuen wir uns, dass wir im DFB über sieben Millionen Mitglieder haben und so viele Menschen sich für unsere Sportart begeistern können. Allerdings dürfen wir nicht den Blick dafür verlieren, dass wir Probleme im Jugendbereich haben. Wir dürfen uns nicht zurücklegen und sagen, alles ist gut. Irgendwann ist das Kind dann einmal in den Brunnen gefallen. Wir müssen zusammen mit den Vereinen jetzt der Situation ins Auge schauen, denn sonst haben wir eines Tages immer mehr Fans und immer weniger Spieler.“

Annegret Richter nicht traurig über Rekordverlust

Die Leichtathletik-WM in London war den Anwesenden noch frisch in Erinnerung. Gundolf Walaschewski und der ehemalige Vizepräsident Leichtathletik, Hans Schulz, nahmen zusammen mit Doppel-Olympiasiegerin Annegret Richter eine Analyse der Titelkämpfe vor. Dass Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) im 100 m-Vorlauf mit phänomenalen 10,95 Sekunden den 41 Jahre alten deutschen Rekord (11,01 Sek.) von Annegret Richter unterbot, stimmte die FLVW-Botschafterin keineswegs traurig- im Gegenteil. „Ich bin froh, dass Gina Lückenkemper den Sprint in London wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt hat, und dass es in dieser Disziplin, die mir besonders am Herzen liegt, wieder aufwärts geht“, sagte die frühere Sprintkönigin.

Annegret Richter sprach sich dagegen aus, die Bilanz für das deutsche Team nur an den fünf Medaillen festzumachen. „Wir müssen auch die vielen guten Endkampfplatzierungen berücksichtigen. Dann sieht das Ganze schon anders aus. Gerade im Sprintbereich haben wir einige junge Athletinnen, die nur noch etwas Zeit brauchen, um bei den nächsten Großereignissen ganz vorn zu liegen. Auch 3.000 m-Hindernisläuferin Gesa Krause, die bei ihrem Lauf unglücklich stürzte, und 1.500 m-Lauferin Sabine Klosterhalfen haben die Zukunft noch vor sich.“

Annegret Richter und Hans Schulz kritisierten, dass sich einige Athletinnen und Athleten zu sehr schonen und daher im entscheidenden Moment nicht über die entsprechende Wettkampfhärte verfügen. „Ich bin oft Irina Szewinska, die damals eine meiner größten Konkurrentinnen war, hinterher gereist, um mich mit ihr zu messen", unterstrich Annegret Richter. FLVW-Botschafter Bernhard „Ennatz“ Dietz, der 1980 die deutsche Nationalmannschaft zum Europameistertitel führte, pflichtete der früheren Sprintkönigin bei: „Auch für einen Fußballspieler ist das Spiel das beste Training. Daher habe ich mich früher immer über dicht gedrängte Meisterschaftswochen gefreut.“

Der neue Geschäftsführer der FLVW-Service GmbH, Maurice Hampel, sprach über die Ziele und Strategien der Vermarktungsgesellschaft.

Die FLVW-Service GmbH ist eine hundertprozentige Tochter des FLVW. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Breiten- und Leistungssport in Westfalen gewinnbringend miteinander zu verbinden. „Wir wollen für den Verband sinnvolle Projekte finden, die wir vermarkten können. Wir tun etwas für die Vereine und die Kreise, indem wir für sie Mehrwerte schaffen", erläuterte Maurice Hampel. Als Beispiel nannte er die Sportausrüstungsaktion mit dem Energieanbieter goldgas, in deren Rahmen 160 Fußball-Mannschaften ausgestattet werden. Maurice Hampel kündigte an, dass demnächst auch die Leichtathleten von dieser Zusammenarbeit profitieren werden.

Neu war die Rolle für Hermann Korfmacher. Lange Jahre leitete er als Präsident die Ehrenringträger-Runde. Nach seinem Ausscheiden als Verbandschef im letzten Jahr war er dieses Mal „nur“ Gast. Als Präsident des Westdeutschen Fußballverbandes - dieses Amt führt er noch aus - befindet er sich jedoch weiter mitten im Geschehen. In seiner kurzen Rede sprach er die Auseinandersetzungen unter einigen Fangruppen an. „Diese sogenannten Fans wissen gar nicht, welche Schäden sie ihren Vereinen zufügen", erklärte der FLVW-Ehrenpräsident. Korfmacher gab auch etwas Erfreuliches bekannt. So möchte der Anbieter „Sporttotal“ demnächst per Livestream Spiele bis zur 6. Liga übertragen. Dadurch ergeben sich neue Vermarktungsmöglichkeiten für die Vereine.

Alterspräsident Karl-Heinz Ehlert bedankte sich zum Abschluss des Treffens bei Beate Groth, Werner Beyer und Gundolf Walaschewski im Namen aller Anwesenden für die Durchführung der gelungenen Veranstaltung im SportCentrum Kamen•Kaiserau.

Nun hoffen alle auf ein gesundes Wiedersehen im kommenden Jahr.