"Verboten guter Fußball!"– FLVW startet Aktion zu 50 Jahre Frauenfußball

Im kommenden Jahr jährt sich die Aufhebung des Frauenfußball-Verbots (bis 1970) durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum 50. Mal. Anlässlich des Jubiläums 2020 sammelt der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) Geschichten rund um den Frauen- und Mädchenfußball. Kurioses, Lustiges, Ärgerliches – unter dem Motto „Verboten guter Fußball!“ werden Projekte beleuchtet, Anekdoten erzählt und Persönlichkeiten vorgestellt.

„Ja, was denkst Du denn?! Uns wurde verboten, Fußball zu spielen“, Christa Kleinhans ist eine dieser Persönlichkeiten. 82 Jahre alt, voller Energie und mit dem Herzen auf der Zunge erzählt sie von ihrer Fußballkarriere. Bis 1965 hat sie gespielt. Dann war der Traum geplatzt. Zusammen mit Christa Hauschild sitzt sie am vergangenen Samstag auf dem Podium zur Auftaktveranstaltung „Verboten guter Fußball!“ im SportCentrum Kaiserau, sorgt für Lacher und genauso oft dafür, dass dem Publikum das Lachen im Hals stecken bleibt.

„Als der DFB den Frauenfußball verboten hat, durften uns die Vereine keinen Trainer mehr stellen, keinen Platz, keine Spiele ausrichten. Wir wurden regelrecht weggejagt. Dann haben wir auf der Wiese im Hoeschpark in Dortmund gespielt, mussten da aber erst einmal Müll wegräumen und Maulwurfshügel platt treten“, erzählt Kleinhans. „Trotzdem war es die geilste Zeit meines Lebens“, sagt die 82-Jährige.

„Das hätte ich keine zehn Jahre zur Gaudi der Männer gemacht, mit wackeligem Busen über den Platz zu rennen. Wir haben gut gespielt und waren ein eingetragener Verein.“ Mit internationalen Spielen: In München kamen 18.000 Zuschauer zur Partie gegen die Niederlande. „Es waren so viele Leute unterwegs Richtung Stadion. Als uns bewusst wurde, dass die alle zu uns wollten, war uns schon flau im Darm.“ Trotzdem ist 1965 Schluss. „Wir haben geheult, als wir beim Notar unseren Verein auflösen mussten. Zehn Jahre haben wir gekämpft. Aber wir hatten keinen Nachwuchs, keine Ersatzspielerinnen und mit den Trainern war es auch schwierig. Die Ehefrauen wollten nicht, dass ihre Männer uns trainieren“, so Kleinhans.

„Das war in den 1970er Jahren dann schon anders“, ergänzt die andere Protagonistin auf dem Podium, Christa Hauschild. „Ich bin über eine Anzeige zum Fußball gekommen und schließlich in Dortmund- Brackel gelandet, weil es dort die besten Trainingszeiten für uns gab“, sagt Hauschild, die in ihrer Fußballkarriere gegen Größen wir Silvia Neid oder die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gespielt hat. „Und gegen Schalke. Da hatten die noch eine Frauenmannschaft!" Und dann schwärmt auch sie von Freundschaften und Erlebnissen durch den Fußball: „Wir hatten sogar einen eigenen Fanclub. Der bestand nicht nur aus unseren Eltern“, lacht Hauschild und erzählt, dass der Club auch Fahrten zu Turnieren in Spanien oder Schweden mit gesponsert hat.

„Ist gut, dass ihr als Verband solche Geschichten jetzt erzählt“, ist sich Christa Kleinhans zum Abschluss des Podiumsgesprächs sicher und spielt darauf an, wie sehr der Frauenfußball in seiner Geschichte belächelt wurde – von Sportmoderationsgrößen wie Wim Thoelke und Funktionären in ganz Europa.  „Genau so etwas muss erzählt werden“, meint Christa Hauschild.

Und genau so etwas wird erzählt. Der FLVW sammelt ab sofort Geschichten rund um den Frauen- und Mädchenfußball. An presse(at)flvw.de können Sie ab sofort Ihre Erlebnisse, Fotos oder Erinnerungen schicken. Im Oktober 2020 plant der Verband dann eine Sonderausgabe des Verbandsmagazins WestfalenSport zum Thema.