Sexualisierte Gewalt im Sport verhindern - Zwei Dortmunder Vereine als Vorbild

Abgesehen vom Rot in den Vereinsfarben hatten der SC Husen-Kurl und die Sportfreunde Sölderholz bis vor ein paar Jahren nicht viel gemeinsam. Doch seit dem Jahreswechsel 2015 zu 2016 begleiten die beiden Clubs aus Dortmund ein gleiches Projekt auf Initiative des LandesSportBundes NRW und des Sportministeriums NRW. Das Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport hat sich zum Ziel gesetzt, sexualisierter Gewalt im Sport wirksam vorzubeugen und diese zu bekämpfen.

Dazu wurden bei beiden Vereinen maßgeschneiderte Qualitätsstandards zur Prävention und Intervention entwickelt und innerhalb der Vereinsstruktur installiert. Im April konnte nach erfolgreicher Arbeit beider Vereine der Beitritt zu dem Qualitätsbündnis bestätigt werden – ein Novum im Kreis Dortmund des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW). Die Übergabe der Qualifizierungsurkunde fand während der Kreisjugendausschusswahl des FLVW-Kreises Dortmund statt und wurde durch den StadtSportBund Dortmund vorgenommen.

"Wir haben das Thema Kinder- und Jugendschutz schon früh zur Vorstandssache gemacht", berichtet Dieter Bellack, Ansprechpartner beim SC Husen-Kurl. "Als wir uns in 2016 dafür entschlossen haben, mussten wir gar nicht lange nachdenken, ob wir dabei sind", fügt er hinzu. Fast zeitgleich kam auch der Ball in Sölderholz zu diesem Thema ins Rollen. Das Qualitätsbündnis sieht mehrere Qualitätskriterien vor, die erfüllt werden müssen. "Das fängt zum Beispiel mit der Vorlage eines Erweiterten Führungszeugnisses an, dass jeder bei uns vorlegen muss, der mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeitet", berichtet Anke Bohlander, Jugendleiterin und Projektbegleiterin bei den Sportfreunden Sölderholz. Darüber hinaus wurden die Satzungen der Vereine angepasst und ein Interventionsleitfaden für den Notfall entwickelt.

Prävention steht im Fokus beim Kinder- und Jugendschutz

Weitere Kriterien sind zum Beispiel diverse Fortbildungen zur Prävention für die Trainer und Projektbegleiter, aber auch Angebote für Kinder und Jugendliche im Verein. Hierzu fand beispielsweise ein Präventionstheaterprogramm für Kinder zum Thema „Grenzüberschreitungen und sexualisierte Gewalt im Sportverein“ beim SC Husen-Kurl statt. Die Sportfreunde Sölderholz werden das Theaterstück "Anne Tore, sind wir stark" demnächst für ihre Spieler, Trainer und Eltern zur Prävention anbieten.

Das vorbildliche Engagement beider Vereine stößt im FLVW-Kreis Dortmund auf große Anerkennung. Der Vorsitzende des Kreisjugendausschusses, Andreas Edelstein, erklärt: "Beide Vereine haben in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit zu diesem Thema geleistet, und das nicht, weil es aktuelle Fälle gibt. Die Prävention steht im Fokus und wird auch weiter im Fokus stehen, das Projekt ist ja jetzt nicht einfach beendet." Anke Bohlander ergänzt: "Wir hoffen, dass uns weitere Vereine folgen werden". Denn neben den beiden Fußballvereinen hat in Dortmund nur der Turnverein Mengede den Beitritt geschafft. "Da ist noch Luft nach oben" – da sind sich beide Vereine einig.