Nur noch eingeschränkte Leichtathletik-Saison 2020 möglich

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Nachdem die Frühjahrstagung der Vorsitzenden der Kreis-Leichtathletik-Ausschüsse (VKLA) im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) coronabedingt ausfallen musste, fand die Zusammenkunft nun gestern per Videokonferenz statt.

Im Mittelpunkt der Diskussionen stand dabei die Suche nach Möglichkeiten, doch noch eine Sommersaison 2020 durchzuführen. Das Ergebnis fiel für diejenigen, die sich wenigstens im Herbst noch Wettkämpfe im früher gewohnten Umfang erhofft hatten, sehr ernüchternd aus.

Ebenfalls kaum Westfalen- und Kreismeisterschaften

Vizepräsident Leichtathletik Peter Westermann erläuterte die Situation auf nationaler Ebene: Die Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen finden Anfang August in Braunschweig ohne Zuschauer (aber mit längerer TV-Übertragung), mit weniger Disziplinen und kleineren Starterfeldern statt, wobei die Bundestrainer acht bzw. zwölf Teilnehmer pro Wettbewerb benennen, es also weder Qualifikationen noch Meldungen durch die Vereine gibt. Ähnliches gilt für die Mehrkampf-DM im September in Vaterstetten, die ebenfalls ausführlich im Fernsehen übertragen wird. Für die Senioren ist die Durchführung der DM im Wurf-Fünfkampf in Thüringen vorgesehen, weil bei Wurfwettkämpfen die Abstandsregeln gut einzuhalten sind. Die zuletzt noch angedachten Jugend-DM U20 und U18 sind wegen Schwierigkeiten der möglichen Ausrichter wieder fraglich. Alle weiteren Deutschen Meisterschaften 2020 wurden endgültig abgesagt.

Bis vor ein paar Wochen bestand noch die Hoffnung, im September einzelne Westfalenmeisterschaften durchführen zu können. Danach sieht es nach der Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen bis Ende Oktober nun nicht mehr aus. Stattfinden werden Westfalen-Titelkämpfe im Hammerwurf für Männer, Frauen und Jugend am 6. September in Olfen und höchstwahrscheinlich die Crossmeisterschaften im November in Breckerfeld. Die Team-Meisterschaft in Arnsberg-Neheim muss abgesagt werden und auch für die Jugend-Westfalenmeisterschaft in Hagen ist mehr als fraglich, ob die hohen Auflagen eingehalten werden können.

Weil der Personal- und Verwaltungsaufwand für Kontrollen und Personenerfassung extrem hoch ist, wollen zudem fast alle FLVW-Kreise in 2020 keine Kreismeisterschaften durchführen.

Kleinere Wettkämpfe ja, große Meetings nein

Bei den offenen Veranstaltungen hatte das Verbot von Sportfesten durch die Landesregierung für begriffliche Verwirrung gesorgt. Inzwischen ist klar, dass damit Großveranstaltungen mit Zuschauern und mehreren hundert Teilnehmern gemeint sind. Kleinere Wettkämpfe, bei denen nur wenige Teilnehmer und ein paar Kampfrichter auf dem Sportplatz sind, können seit 22. Juni wieder angemeldet werden, wenn die jeweilige Kommune zugestimmt hat. Dabei müssen die Abstands- und Hygiene-Richtlinien eingehalten werden. Die LGO Dortmund veranstaltet im Juli einen Ganztags-Wettkampf nach einem umfangreichen Maßnahmen-Katalog. „Wir müssen den Athleten eine Perspektive geben, dass Wettkämpfe noch möglich sind und wieder in den Medien präsent sein“, sagte dazu Dortmunds VKLA Michael Adel. Die anderen Kreise sehen das auch so, haben aber für sich nicht die dazu notwendigen Ressourcen.

Michael Blomeier, der Vorsitzende der Breitensport-Kommission, erläuterte den VKLAs die Vorgaben, nach denen Laufveranstalter die vom Verband angeschafften Zeitmessanlagen (Race result) ausleihen können: Für 75 Euro Grundgebühr plus 20 Cent pro Finisher bei einem Höchstbetrag von zusammen 250 Euro stellt der FLVW sie zur Verfügung, wobei der Veranstalter die Startnummern mit integriertem Chip selbst beschaffen muss.

Online-Ausbildung ein Erfolgsmodell

Einen großen und erfolgreichen Aufschwung hat in der Coronakrise das Angebot an Aus- und Fortbildungen im Online-Bereich genommen. Lehrwartin Mara Konjer berichtete von zusätzlichen interessanten Angeboten, die sehr gut angenommen werden. Leider läuft die Werbung dafür von Kreis zu Kreis unterschiedlich. Die Module der digitalen C-Trainer-Ausbildung werden inzwischen auch vom DLV übernommen.

Strukturreform beim DLV

Nach Vorgaben des zuständigen Bundesministeriums und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) müssen die Bundes-Fachverbände ihre Struktur modernisieren. Für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bedeutet dies, dass Ende November ein Verbandstag stattfindet, auf dem eine Veränderung hin zu einem hauptamtlichen Vorstand und einem verkleinerten Präsidium mit Aufsichtsrat-Funktion beschlossen werden soll. Statt Verbandstagen alle vier Jahre wird es dann zweimal jährlich Mitgliederversammlungen in kleinerem Rahmen geben.

Für Veranstaltungen, die wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten, hatte der FLVW seinen Vereinen die Anmeldegebühr gestundet. Der DLV sieht sich nicht in der Lage, auf seinen Anteil (je 20 Euro) zu verzichten. Deshalb mussten die Landesverbände diese Beträge in der vergangenen Woche als durchlaufenden Posten für den DLV einziehen.