Neue Corona-Schutzverordnung bereitet Marathon-Organisatoren Probleme

Eigentlich sollte der 19. Volksbank-Münster-Marathon am 12. September ganz „normal“ stattfinden, und die entsprechenden Vorbereitungen laufen inzwischen auf Hochtouren. Doch die neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, die ab dem 9. Juli Gültigkeit hat, bereitet Organisator Michael Brinkmann Kopfzerbrechen, denn sie lässt bei Großveranstaltungen nur 25.000 Zuschauer zu.

„Bis gestern galt noch, dass ab dem 27. August Sportveranstaltungen ohne Zuschauerbegrenzungen stattfinden dürfen. Bei einer Inzidenz unter 35 war nach der bisherigen Schutzverordnung lediglich die Bedingung , dass die Läuferinnen und Läufer geimpft, getestet und genesen sein mussten. Wir brauchten auch keine Tests von den Zuschauern, weil unser Lauf eine Sportveranstaltung außerhalb einer Sportanlage beziehungsweise eines abgegrenzten Geländes ist. Diese Regelung war für uns vor kurzem die Initialzündung, dass die Durchführung unseres Marathons möglich ist, und wir haben mit der Arbeit begonnen“, berichtete Organisator Michael Brinkmann bei einer Pressekonferenz des Münster-Marathon e.V. in Münster.

Wenn nach der neuen Corona-Schutzverordnung die Zuschauerzahl nun begrenzt werden muss, bedeutet das, dass für das Publikum separate Bereiche zur Verfügung stehen müssen. Gleichzeitig muss festgestellt werden, ob alle Personen geimpft, getestet oder genesen sind. „Das ist nun ein Riesenproblem für uns, denn wie sollen wir 42 Kilometer absperren? Nach der neuen Corona-Schutzverordnung steht unserer Marathon auf der Kippe. Wir gehen aber fest davon aus, dass die Zahl 25.000 versehentlich in die neue Corona-Schutzverordnung gekommen ist, oder dass die Landesregierung bei deren Festlegung in erster Linie an Fußball gedacht hat", vermutete Michael Brinkmann. Die Stadt Münster, die den Volksbank-Münster-Marathon in den letzten Jahren immer vorbildlich unterstützt hat, hat bereits einen Brief an das Land NRW geschrieben, um Klarheit zu erhalten. „Wir hoffen, dass sich alles für uns noch zum Guten wendet, denn wir dürfen unseren Lauf wie im Vorjahr nicht wieder ausfallen lassen, weil wir 2020 erhebliche Verluste eingefahren haben“, betonte Michael Brinkmann.

Dr. Ralph Schomaker äußert Unverständnis über neue Regelung

Unverständnis über die Begrenzung der Zuschauerzahl äußerte auch der langjährige Rennarzt des Volksbank-Münster-Marathons, Dr. Ralph Schomaker: „Eine Laufveranstaltung wie der Münster-Marathon, der nicht in einem eingefriedeten Stadion stattfindet, bietet die beste Voraussetzung, die AHA-Regel (Abstand, Hygienemaßnahmen, Alltagsmasken) und die Drei-G-Regel (getestet, geimpft, genesen) einzuhalten. Daher muss die Zahl 25.000 mit einem großen Fragezeichen versehen werden.“

Die Bedrohlichkeit des augenblicklichen Infektionsgeschehens ist nach Meinung von Dr. Ralph Schomaker trotz der Delta-Variante, die sich weiter ausbreitet, nicht mehr vergleichbar mit der Situation im Frühjahr, weil die Bevölkerung inzwischen zu 40 Prozent durchimpft ist. Hinzu kommt, dass man bei einer kontaktlosen Sportart wie dem Laufen problemlos außerhalb der Aerosolwolke anderer Teilnehmer mitlaufen kann.

Das Orga-Team des Volksbank-Münster-Marathon ist nach den jüngsten Entwicklungen jedoch auf alle Eventualitäten eingestellt. Sollten die Lockerungen wie geplant auch am 12. September 2021 noch greifen, tritt Plan A in Kraft, der aber bewusst vorsichtig ausgelegt werden soll. So soll es bei den Zuschauern keinerlei Beschränkungen geben. Für die Läuferinnen und Läufer soll es - Stand heute – jedoch am Start und im Ziel Maskenpflicht geben. Nach dem Start kann man sich die Maske über den Arm streifen und nach dem Zieleinlauf dann wieder anlegen. Zudem ist ein Start nur mit Nachweis eines der drei "G" möglich.

Michael Brinkmann will kein Risiko  eingehen

Trotz der Lockerungen haben die Organisatoren auch entschieden, für die 19. Auflage des Volksbank-Münster-Marathons keine Eliteläufer aus dem Ausland einzuladen. Auch wird auf eine progressive Zuschauerwerbung in der Innenstadt verzichtet. Darüber hinaus werden die bisherigen Aktivitäten am Freitag und Samstag vor dem Marathon auf die Startkartenausgabe reduziert. Die traditionelle Marathonmesse und die Pasta Party entfallen. "Wir wollen weiterhin vorsichtig und umsichtig im Umgang mit der noch nicht ausgestandenen Corona-Pandemie sein", betonte Michael Brinkmann.

Plan B tritt in Kraft, falls die Inzidenzen die geplanten Lockerungen ab dem 1. September 2021 verhindern sollten. Dann tritt ein bereits bei der Staatskanzlei NRW und dem DLV vorliegendes Hygienekonzept für Laufveranstaltungen im Freien in Kraft. Dann müssen - und das ist die große Schwierigkeit - die Veranstaltungsflächen Eintrittskanäle bekommen. Auch an Plan B wird in Münster derzeit fleißig gearbeitet. Er bereitet aber den Verantwortlichen wegen der deutlichen Mehrarbeit noch Kopfzerbrechen. „Wir agieren vorsichtig - immer mit dem Blick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie - und sind jederzeit in der Lage, uns entsprechend anzupassen", versicherte Michael Brinkmann.

Während der Fiducia & GAD Staffelmarathon und auch der Stadtwerke Kids-Marathon schon ausgebucht sind, gibt es noch wenige freie Plätze für den Zehn-Kilometer-Charity-Lauf zugunsten der "Kinderhilfe Organtransplantation“. Circa 200 freie Startplätze gibt es  noch für den Sieben-Kilometer-Gesundheitslauf, welcher ohne zeitliche Wertung erfolgt. Auch für die Königsdisziplin, den Marathon über 42,195 Kilometer, gibt es noch ausreichend freie Plätze. „Aber auch hier liegen wir schon über den Zahlen des Jahres 2019", sagte Heike Keller, die Leiterin der Geschäftsstelle des Marathon-Marathons.

KiO Charity-Partner des Münster-Marathons

Als Charity-Partner arbeiten die Organisatoren in diesem Jahr mit KiO (Kinderhilfe Organtransplantation e.V.) zusammen. KiO unterstützt Kinder mit kranken Organen und deren Familien vor und nach einer Transplantation. In Deutschland wird täglich ein Kind transplantiert, und es stehen ständig etwa 850 Kinder auf der Warteliste für ein lebensrettendes Organ. Gründe sind größtenteils angeborene Fehlbildungen.

KiO finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Ins Leben gerufen wurde KiO im Februar 2004 vom Verein „Sportler für Organspende“, in dem mehr als 100 Olympiasieger und Weltmeister seit langem Aufklärungsarbeit für die Organspende leisten.

Michael Brinkmann freute sich, dass die Hochsprung-Olympiasiegerin von 1992 Heike Henkel, der Speerwurf- Olympia-Sieger von 1972 Klaus Wolfermann und Handballer Heiner Brand, der als Spieler (1978) und Trainer (2007) jeweils Weltmeister war, zur Pressekonferenz nach Münster gekommen waren, um für die Kinderhilfe KiO zu werben.