Marathonläufer Hendrik Pfeiffer sieht seinen großen Lebenstraum in Gefahr

Hendrik Pfeiffer unterbot am 23. Februar beim Marathon im spanischen Sevilla mit seiner neuen persönlichen Bestzeit von 2:10:18 Stunden die Norm von 2:11:30 Stunden für die Olympischen Spiele in Tokio und zählte damit zu den glücklichsten Menschen der Welt. Doch dieses Hochgefühl ist inzwischen verschwunden, denn sein Trainingslager in Kenia, bei dem er sich in aller Ruhe auf Tokio vorbereiten wollte, entwickelte sich zu einem Horrortrip.

Afrika schien, so weisen es zumindest die offiziellen Zahlen aus, zum Zeitpunkt des Interviews vom Coronarvirus noch wenig betroffen, und "Fake-News" beunruhigen in zunehmendem Maße die Bevölkerung. "Ein Großteil der Leute ist dort ungebildet, hinzukommen dann reißerische Aufmachungen in den Zeitungen. Die Leute haben Todesangst vor dem Virus. Sie denken, Corona kommt nur von Weißen, und wenn sie es kriegen, dann sterben sie", erklärte der Wattenscheider im Gespräch mit der Funke-Mediengruppe.

Den Langstrecklern des DLV, die sich seit Ende Februar in der Höhe von Iten (2.400 Meter) auf die Freiluftsaison vorbereiteten, schlug statt der sonst üblichen Freundlichkeit schroffe Ablehnung entgegen. Die Kinder drehten den Sportlern den Rücken zu. Erwachsene schlugen sogar den Kragen hoch, weil sie Angst hatten, sich anzustecken, und es kam noch schlimmer. „Einer von uns war einkaufen und wurde aus Angst nicht bedient – er wurde weggeschickt", berichtete der Journalistik-Student der TU Dortmund. Er empfand die Reaktionen als sehr beängstigend und hatte Angst, dass diese in Feindseligkeiten umschlugen.

Wegen der vielen Eilmeldungen aus Deutschland herrschte eine bedrückende Stimmung im Trainingslager des DLV. Hendrik Pfeiffer: "Es gab kein anderes Thema mehr als Corona. Die Moral war am Boden." Hinzu kam, dass der Wattenscheider, der am 18. März seinen 27. Geburtstag feierte, auch im entfernten Kenia die Nachrichten mitbekam, dass alle Wettkämpfe, an denen er in den nächsten Wochen im Zuge seiner Olympiavorbereitungen teilnehmen wollte, wegen der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt wurden.

"Mit Olympiavorbereitung hat das nichts mehr zu tun"

Die belastende Situation schlug auch auf Hendrik Pfeiffers Gesundheit negativ nieder: So kann er nicht mehr richtig schlafen, und sein Rücken hat sich zunehmend verhärtet. Obwohl er das Olympia-Ticket sicher in der Tasche hat, sieht er seinen Lebenstraum in Gefahr. "Ganz ehrlich," sagte er der Funke-Mediengruppe, "mit einer seriösen Olympiavorbereitung hat das nichts mehr zu tun.“ Und: „Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass Olympia planmäßig stattfindet.“

Selbst wenn die Olympischen Spiele in diesem Jahr noch durchgeführt werden, werden sie seiner Meinung nach einen faden Beigeschmack haben, da die Qualifikation für Tokio nicht mehr fair durchgeführt werden kann.

Hendrik Pfeiffer und nicht nur ihn bedrückt auch der finanzielle Aspekt, denn, wenn wichtige Wettkämpfe in den kommenden Wochen nicht durchgeführt werden können, brechen für ihn auch die Antritts- und Preisgelder weg. "In einem halben, in einem ganzen Jahr wird es schwierig. Dann muss ich – und es geht einigen anderen auch so – möglicherweise die Karriere beenden", so der Wattenscheider Marathoni.

Schwierige Zeiten also für den Wattenscheider, der nach dem Marathon in Sevilla noch zu den glücklichsten Menschen der Welt zählte.