Manfred Richter will in Zukunft mehr Zeit für seine Familie haben

Immer den Blick auf die Uhr oder auf den Terminkalender. Obwohl sich Manfred Richter beruflich seit drei Jahren im Ruhestand befindet, hatte er bisher kaum Gelegenheit, unabhängig von irgendwelchen Verpflichtungen einmal die Seele baumeln zu lassen oder die Zeit ausgiebig mit seiner Familie zu verbringen.

Daher beendete der 70-Jährige vor Kurzem seine Trainertätigkeit bei der LG Olympia Dortmund, in die er sehr viel Herzblut und Zeit investierte. Zuvor hatte er bereits seine Führungsaufgaben beim OSC und bei der LGO niederlegt. Das hatte er seiner Annegret versprochen, mit der er seit 48 Jahren verheiratet ist.

Annegret Richter, die mit jeweils zwei Gold- und Silbermedaillen zu den erfolgreichsten Olympia-Teilnehmerinnen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zählt, hatte immer sehr viel Verständnis für das zeitraubende Hobby ihres Mannes aufgebracht, doch nun freut sie sich auf die gemeinsame, sicherlich deutlich ruhigere Zeit mit ihrem Manfred. Hinzu kommt, dass die beiden vor einem Jahr stolze Großeltern geworden sind und daher sehr viel Zeit mit ihrem Enkelkind verbringen möchten.

52 Jahre engagierte sich Manfred Richter als Aktiver, Trainer und Funktionär in der Leichtathletik. Und natürlich auch als liebevoller und fürsorglicher Ehemann von Doppel-Olympiasiegerin Annegret Richter, die er 1969 beim Junioren-Länderkampf Westfalen gegen Flandern in Lüdenscheid kennenlernte.

Manfred Richter sammelte seine ersten leichtathletischen Erfahrungen beim SuS Schalke 96 und machte dort als 18-Jähriger in seinem ersten Wettkampfjahr bereits mit Leistungen von 6,50 Meter im Weitsprung, 1,75 Meter im Hochsprung und 11,3 Sekunden über 100 Meter auf sein ungewöhnliches Talent aufmerksam. Schnell ging es für hochtalentierten Nachwuchs-Leichtathleten bergauf und zwar im Hürdensprint, der sich als seine Spezialdisziplin herauskristallisierte. 1970 wurde er Hallen-DM-Dritter und gab im selben Jahr beim Länderkampf gegen Frankreich in Vittel (Frankreich) sein Debüt im Nationaltrikot. 1972 verpasste der damalige Hürdensprinter des TV Wattenscheid bei den deutschen Meisterschaften in München als Vierter die Olympia-Teilnahme nur knapp.

1973 hatte er verletzungsbedingt seine Spikes schon an den Nagel gehängt, doch 1976 kehrte er wieder erfolgreich zurück und wurde für den Länderkampf gegen Spanien nominiert. Beim Abschlusstraining für diese Veranstaltung zog er sich eine Zerrung zu und musste so seine hoffnungsvoll begonnene Karriere vorzeitig beenden.

Richter erlebte die großen Erfolge seiner Frau Annegret hautnah mit

Manfred Richter konzentrierte sich anschließend auf die Betreuung und Begleitung seiner Ehefrau Annegret Richter. Er erlebte hautnah ihre vier Medaillengewinne bei den Olympischen Spielen in München und Montreal sowie ihre Europameisterschafts- und Weltcup-Erfolge mit. Zudem war er bei zahlreichen Länderkämpfen, internationalen Leichtathletik-Meetings und deutschen Meisterschaften live mit dabei.

Manfred Richter lernte damals zahlreiche interessante Länder sowie viele Stars und Sternchen der internationalen Leichtathletik-Szene kennen. Noch heute pflegen Annegret und Manfred die vielen Freundschaften und Bekanntschaften, die sie damals geknüpft haben.

Während dieser Zeit lernte er viele erfolgreiche Trainer kennen und sah, dass diese neben exzellenten Fachkenntnissen auch ein feines Gespür dafür mitbringen müssen, was sie ihren Schützlingen im Training und Wettkampf zumuten können. Von diesen Erfahrungen, die der frühere Hürdensprinter damals sammelte, profitierte er auch bei seiner Trainertätigkeit, die er 1997 bei der LG Olympia aufnahm. Und er hatte Erfolg bei seinem Engagement. Die von ihm betreuten Jugendstaffeln zählten nämlich in den vergangenen Jahren immer zu den schnellsten in Deutschland. Darüber hinaus betreute er so erfolgreiche Athleten wie Pablo Nolte, der als 14-Jähriger neunmal in der DLV-Bestenliste stand, 10,75 Sekunden-Sprinter Christopher Weber, der unter anderem auch im deutschen Viererbob Weltcup-Sieger wurde, und Mehrkämpferin Lilian Tösmann, die drei Westfalenrekorde aufstellte. Seine Tochter Daniela, die vor sechs Jahren im Fach Molekularbiologie promovierte, trainierte er 1997, als sie als Mitglied der LGO den Deutschen Schüler-Mannschaftstitel gewann. Sohn Marcus, der als Arzt an den Städtischen Kliniken tätig ist, konnte seine größten Erfolge im Hammerwerfen feiern. Dafür eröffnete ihm sein Vater das entsprechende Umfeld.

"In den 52 Jahren Leichtathletik hatte ich sowohl als Aktiver als auch als Trainer viele tolle Erlebnisse mit vielen großartigen Erinnerungen. Dazu zähle ich auch die Begleitung und Betreuung von Annegret, meine Zeit in der Nationalmannschaft und meine Führungsaufgaben beim OSC und bei der LGO", betont der frühere Diplom-Ingenieur der Stadt Dortmund.

Manfred Richter ist weiter Stützpunktleiter für den FLVW

Manfred Richter, auf dessen Initiative der Bau des fast fertigen Leichtathletik-Stadions in Dortmund-Hacheney zurückzuführen ist, hat seine Trainertätigkeit bei der LG Olympia inzwischen beendet. Allerdings nimmt er nicht Abschied von der Leichtathletik, denn er ist weiter Stützpunktleiter für den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) in Westfalen-Mitte und damit Ansprechpartner des Verbandes bei Fragen rund um die Helmut-Körnig-Halle und bei Kaderangelegenheiten. Zudem wird er genauso wie Annegret, die sich noch als Botschafterin des FLVW engagiert, der Leichtathletik immer emotional verbunden bleiben.