"Könige der Leichtathleten" im goldgas Talent-Team NRW

Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) fördert gemeinsam mit seinem Partner goldgas im „goldgas Talent-Team NRW“ seine vielversprechendsten Nachwuchsleichtathletinnen und -athleten. Durch die qualifizierten Landestrainer der Kader erhalten die Jugendlichen neben ihrem Vereinstraining die bestmögliche Förderung und lernen das Leistungssportleben neben der Sportanlage kennen. Auf FLVW.de haben wir in einer Reihe sieben der vielversprechendsten Talente mit ihrem (sportlichen) Leben porträtiert. Nun wenden wir den Blick auf die Arbeit im „goldgas Talent-Team NRW“. Dafür im Gespräch: Mehrkampf-Landestrainer Oliver Sell.

Talente erkennen, sichten, fördern und unterstützen: Das sind die Hauptaufgabenfelder eines Trainers im Nachwuchsleistungskader des FLVW. Oliver Sell ist Mehrkampftrainer für die weibliche Jugend in Nordrhein-Westfalen. Der Siebenkampf ist damit sein Metier. Der Essener Diplom-Sportwissenschaftler trainiert als Heimtrainer, Stützpunkttrainer sowie als Landestrainer Nachwuchsleichtathletinnen und betreut die Besten von ihnen auf ihrem Weg in die Spitze der deutschen Leichtathletik. Nach dem Studium an der Ruhr-Universität in Bochum widmete er sich zunächst dem Reha-Sport, ehe er 2007 in Hessen in den Schulbereich wechselte. Seit rund zweieinhalb Jahren ist er nun Sportlehrer im westfälischen Gladbeck und dort auch Leichtathletik-Stützpunkttrainer für den Mehrkampf. Doch was bedeutet eigentlich Mehrkampf genau? Was sind die spezifischen Anforderungen der Disziplin und stimmt die Beschreibung: „Könige der Leichtathleten“?

„Als ‚Könige der Leichtathleten‘ werden eher die männlichen Zehnkämpfer bezeichnet, auf die Siebenkämpferinnen trifft das aber auch zu“, berichtet Sell im Gespräch. „Ich sage immer: ‚Ich kann alles ein bisschen, aber nix so richtig‘“, meint er lachend. Schränkt das danach allerdings ein. Bei den Top-Athleten, ebenso im Nachwuchsbereich, sind immer wieder Talente dabei, die praktisch keine Schwächen haben. Der Mehrkampf sei die vielfältigste Ausbildung in der Leichtathletik, diverse koordinative Fähigkeiten werden den Athletinnen und Athleten abverlangt. Daher beginnen viele Leichtathletik-Karrieren im Mehrkampf, um breit aufgestellte Fähigkeiten zu erlernen.

"Kann alles ein bisschen, aber nix so richtig"

„Mehrkämpfer tun sich dann dadurch hervor, dass sie diese vielfältigen Fähigkeiten besitzen und nur geringe Defizite haben.“ Dazu kommt eine ganz besondere Mentalität: In verschiedene Disziplinen müsse man sich reinarbeiten können und man brauche vor allem mentale Ausdauer, um sich über zwei Wettkampftage fit zu halten. Dadurch, dass die Mehrkampffähigkeiten die Basis der Leichtathletik bilden, spezialisieren sich viele der Jugendlichen auf eine Disziplin. „Der übliche Weg in der Leichtathletik ist aus dem Mehrkampf in die Einzeldisziplinen“, berichtet Sell.

Die Krux liegt beim Mehrkampf unter anderem in der Trainingsplanung. „Es gibt natürlich auch unter Mehrkämpfern eher den Läufer-, Springer- oder Werfer-Typ. Da gilt es abzuwägen, ob im Training auf die weitere Verbesserung seiner Stärken, dem Ausmerzen der Schwächen oder auf alles gleich Wert gelegt wird“, erklärt Oliver Sell. Genau das ist eine der großen Aufgaben eines Mehrkampftrainers. „Ich bespreche immer am Ende einer Saison mit meinen Athletinnen, wie wir das kommende Jahr aufbauen. Das mache ich immer in enger Absprache, da letztendlich die Sportler die Entscheidung tragen müssen“, beschreibt er seinen Traineralltag als Heimtrainer.

Stützpunkt- und Kadertraining: Angebot zur Leistungsförderung

Über diese Trainerjobs hinaus ist der Sportwissenschaftler Stützpunkttrainer in Gladbeck. Hier bietet er den Nachwuchsathletinnen ein bis zwei Mal in der Woche ein zusätzliches Training an. Mit Themenblöcken zu verschiedenen Bereichen, wie beispielsweise Hürden oder Hochsprung, haben die Athletinnen die Möglichkeit, gezielt an ihren Schwächen arbeiten zu können. „Von manchen wird das mehr, von anderen weniger oder gar nicht angenommen. Je nachdem, wie die Heimtrainer dazu stehen. Vor allem aber auch wegen der räumlichen Distanz“, erklärt er. In puncto Absprache mit den Heimtrainern hat er überwiegend positive Erfahrung gemacht. „Das ist natürlich bei jedem Trainer unterschiedlich. Der Eine stimmt sich weniger mit mir ab, der Andere steht mit mir im regen Austausch – aber prinzipiell funktioniert das gut. Das ist für die Entwicklung der Athleten und Athletinnen maßgeblich.“

Seinen dritten Trainerposten hat Oliver Sell als Landestrainer für den NRW-Leistungskader und das „goldgas Talent-Team NRW“. Jedes Jahr im November beginnt ein neuer Kader-Rhythmus, bei dem neue Talente für den Leistungssport gesichtet und gefördert werden. „Wir bieten zu Beginn einer Saison verschiedene Tageslehrgänge für die Jugendlichen an. Neben dem Training veranstalten wir Referate zu Themen wie ‚Wettkampfplanung‘ oder ‚Ernährung‘. Das machen wir auch gemeinsam mit den Zehnkämpfern, also den Jungen, um die Trainingsgruppen immer wieder zusammenzuführen.“

Sponsoring in der Leichtathletik – Vorteil für Talente und Trainer

Eine besondere Förderung erhalten die Nachwuchsleichtathleten im „goldgas Talent-Team NRW“. Der FLVW und der Leichtathletik-Verband Nordrhein (LVN) unterstützen gemeinsam mit dem Partner goldgas die vielversprechendsten Talente, um sie auf ein Leistungssportlerleben vorzubereiten. „Allgemein ist es für die Leichtathletik wichtig, dass im Bereich ‚Sponsoring‘ was passiert, wir stehen da natürlich – wie alle anderen Sportarten auch – im Schatten des Fußballs. Daher ist es umso wichtiger, wenn sich Unternehmen wie goldgas in unserem Sport beteiligen“, ist Sell dankbar für die Förderung. Die konkreten Vorteile der Partnerschaft für die Athleten und Trainer: „Über den Einstieg ins Talent-Team und dem Talent-Camp haben sich die Jugendlichen früh in einem gemeinsamen Event kennen gelernt, haben Kontakte geknüpft und sich so im Sport ein weites Netzwerk aufbauen können“, meint der Trainer.

Er spricht das „goldgas Talent-Camp“ an, das 2017 in Münster und 2018 in Kaiserau stattgefunden hat. Über drei bis vier Tage wurden jugendliche Leichtathleten psychologisch und physiologisch getestet und konnten sich in verschiedenen Workshops dem Thema „Leistungssport“ nähern. „Die Athletinnen und Athleten aus dem jetzigen Talent-Team sprechen noch heute über die großartigen Tage in Münster und Kaiserau“, berichtet Sell. „Den Jugendlichen wird durch diese Maßnahmen die Angst genommen. Sie kennen für die spätere Arbeit in Kader oder Stützpunkt die anderen Athleten, die Trainer und wissen einfach, was auf sie zukommt. Durch die kompakten Camps und Kaderlehrgänge besteht zusätzlich eine bessere Plattform zum Austausch zwischen Athleten, Heimtrainern und Landestrainern, wovon alle profitieren“, beschreibt er weitere positive Eigenschaften.

Bereits Mitte Oktober findet die nächste „Talent-Plattform“ in Paderborn statt, wenn sich die besten Nachwuchsathletinnen und -athleten beim goldgas Talent-Camp 2019 einfinden. Natürlich auch mit Oliver Sell und seinen angehenden „Königinnen und Königen der Leichtathletik“…