Johanna Pulte überrascht in Dortmund mit schneller 3.000-Meter-Zeit

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatte das Jump'n'Run-Meeting am Samstag als offiziellen Nominierungswettkampf für die Strecken von 800 Meter bis 5.000 Meter sowie über 3.000-Meter-Hindernis für die U20-EM vom 15. bis 18. Juli 2021 in Tallinn (Estland) und für die U20-WM vom 17. bis 22. August in Nairobi (Kenia) ausgeschrieben. Daher setzte die LG Olympia Dortmund als Veranstalter auf allen Strecken ab 800 Meter Tempomacher ein.

Richtig die Post ab ging vor allem im 3.000-Meter-Lauf der weiblichen Jugend U20. Sieben Läuferinnen unterboten in einem hervorragend besetzten Rennen die Norm von 9:30 Minuten für die U20-EM in Tallinn, drei von ihnen sogar die Vorgabe von 9:25,0 Minuten für die U20-WM in Nairobi. Den schnellen Lauf entschied überraschend sicher Johanna Pulte (SG Wenden) in der neuen persönlichen Bestzeit von 9:20,82 Minuten (bisher 9:42,27 Min.) vor Anneke Vortmeier (ASV Duisburg / 9:23,11 Min.) und Emma Heckel (TG Tells Finanz Regensburg / 9:23,40 Min.) für sich. Die deutsche U18-Meisterin (2020) über 3.000 Meter verhielt sich zunächst zurückhaltend. Zwei Runden vor Schluss preschte sie jedoch nach vorne und spielte wieder einmal mehr ihre enorme Spurtstärke aus.

Die zierlich Läuferin (1,67 Meter/48 Kilo) hatte mit diesem Erfolg und ihrer Zeit gar nicht gerechnet. „Ich habe mich in der vergangenen Woche gar nicht wohlgefühlt. Ich hatte müde Beine und litt unter Schlafmangel, sodass ich vor dem Rennen ungewöhnlich nervös war. Schön ist, dass alles anders gekommen ist als ich befürchtet hatte", freute sich die überglückliche Sauerländerin, die nun die U20-EM-Normen über 1.500 Meter (4:22,92 Min.), 3.000 Meter (9:20,82 Min.) und 5.000 Meter (16:29,89 Min.) erfüllt hat. Ihre 3.000-Meter-Zeit würde sogar für die Teilnahme an der U20-WM in Nairobi reichen.

Welche Strecke sie in Tallinn läuft, steht noch fest. „Das werde ich noch mit meinen Trainern absprechen. Nach dem heutigen Rennen tendiere ich persönlich mehr zu den 3.000 Metern. Aber entschiedenen ist noch nichts“, betont die Nachwuchsläuferin der SG Wenden, die zurzeit eine Ausbildung als Werkstoffprüferin absolviert.

Vorbildlich lösten sich im 3.000-Meter-Hindernislauf der weiblichen Jugend U20 Carolin Hinrichs (VfL Lönningen / 10:20,35 Min.) und Ronja Funck (TV Jahn Walsrode / 10:20,92 Min.) in der Führungsarbeit ab, sodass ihnen egal war, wer im Ziel vorn lag. Wesentlich wichtiger war für die beiden, dass sie mit ihren neuen Bestzeiten klar unter den Normen für die U20-EM (9:30 Min.) und für die U20-WM (9:25 Min.) lagen. Bemerkenswert ist, dass die beiden hoffnungsvollen Hindernisläuferinnen, die sich in Dortmund mit ihrem erfrischenden Auftreten auf und außerhalb der Laufbahn sehr viel Sympathien erwarben, noch der Altersklasse U18 angehören. Ronja Funck hat übrigens die Leichtathletik-Begeisterung von ihrer Mutter Annette Funck, die damals noch unter ihrem Mädchennamen Thimm für die LG Fallingbostel an den Start ging, vererbt bekommen. Die 100-Meter-Hürden-Sprinterin errang mehrere Landes- und norddeutsche Meisterschaften.

Majtie Kolberg wiederholt über 800 Meter ihren Vorjahreserfolg

Groß war der Jubel bei Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), die über 800 Meter in 2:03,13 Minuten die Norm von 2:03,80 Minuten für die U23-EM in Tallinn unterbot. Dabei war die 22-jährige Ahrweilerin nach Zwischenzeiten von 29,5 Sekunden über 200 Meter und 60,0 Sekunden über 400 Meter in der Schlussrunde auf sich allein gestellt. „Das verlangte sehr viel Kraft, zumal der Wind nicht gerade leistungsfördernd war. Aber ich bin unwahrscheinlich froh, dass ich die Norm geschafft habe“, strahlte die DM-Fünfte von Braunschweig (2:04,80 Min.). Der Lauf in Dortmund, mit dem sie ihren Vorjahreserfolg (2:05,41 Min.) wiederholte, bildete für die Ahrweilerin auch einen guten Test für die deutschen U23-Meisterschaften in Koblenz. Da sie dem letzten U23-Jahrgang angehört, hofft sie, im Stadion Oberwerth ganz vorne mitzumischen. „Ob es zum Sieg reicht, kann ich nicht sagen, aber es wäre schön, weil mir die Meisterschaft im vergangenen Jahr coronabedingt verwehrt wurde", sagte die angehende Lehrerin mit den Fächern Sport und Biologie.

Hinter Majtie Kolberg verbesserte sich die erst 16-jährige Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) von 2:06,50 auf ausgezeichnete 2:05,75 Minuten und erfüllte damit zum wiederholten Mal in dieser Saison die Vorgaben für die U20-EM und U20-WM. Die Tochter von Damian Kallabis, der 1998 in Budapest Europameister im 3.000-Meter-Hindernislauf (8:13,10 Min.) wurde, hatte vorher mit 4:21,49 Minuten auch beide Normen über 1.500 Meter unterboten. Welcher Strecke sie bei den kommenden Herausforderungen den Vorzug geben wird, lässt sie offen: „Vieles wird in den kommenden Wochen auch von meinem Training abhängen, aber ich sehe alles ganz entspannt, denn ich bin ja noch jung.“

Fabiane Meyer nach Impfung mit persönlicher Bestzeit

Da sie tags zuvor geimpft wurde, war Fabiane Meyer (TV Westfalia Epe) mit einem mulmigen Gefühl nach Dortmund gefahren. Doch das subjektive Empfinden war  unbegründet, denn sie verbesserte ihre persönliche Bestzeit von 2:07,77 auf 2:07,72 Minuten. Die 1.500-Normen für Tallinn und Nairobi hat die Athletin von Reinhard Wittland bereits bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig mit 4:20,04 Minuten abhaken können.

Sven Wagner (Königsteiner LV) war mit seinem siebten Platz über 1.500 Meter in 3:45,03 Minuten bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig total unzufrieden. Daher sollte der 1.500-Meter-Lauf in Dortmund, den er in 3:42,01 Minuten vor Maxmilian Sluka (TV Wattenscheid / 3:43,50 Min.) und Tom de Gelder (Niederlande / 3:44,36 Min.) gewann, zur Frustbewältigung dienen. „Ich war bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig total verkrampft, daher wollte ich in Dortmund diese Scharte auswetzen. Ich bin insgesamt zufrieden, aber der Lauf ist mir wegen des Windes deutlich schwerer gefallen als noch vor zwei Wochen in Pfungstadt, als ich mit 3:40,92 Minuten eine neue persönliche Bestzeit erzielt habe und damit die Norm für die U23 EM in Tallinn abhaken konnte“, erklärte der dreifache deutsche Jugendmeister von 2020.

Im 100-Meter-Sprint der Frauen dominierte die noch zur Jugendklasse zählende Antonia Dellert (Sprintteam Wetzlar) in 11,63 Sekunden. Um ihre aktuellen Schnelligkeitswerte zu überprüfen, gab 400-Meter-Spezialistin Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund) der 100-Meter-Strecke den Vorzug und überraschte als Zweite in 11,73 Sekunden. Dabei war sie im Vorlauf mit 11,64 Sekunden sogar noch deutlich schneller. Zuvor hatte Brenda Cataria-Byll eine 100-Meter-Bestzeit von 12,20 Sekunden.

Die 20-Jährige, die unter der Regie ihrer beiden Trainer Thomas Kremer und Thomas Czarnetzki sehr viel Schnelligkeitsarbeit absolvierte, fokussiert sich nun ganz auf die Laufnacht am 19. Juni in Regensburg, wo sie ihre persönliche 400-Meter-Bestzeit von 52,77 Sekunden in Angriff nehmen möchte. Daher bat sie Bundestrainer Thomas Kremer nach ihren beiden 100-Meter-Auftritten noch zu einem Trainingslauf über 300 Meter, den sie in vielversprechenden 37,90 Sekunden absolvierte. Auch die Dortmunderin Lea Benzin, die vor kurzem zur LG Olympia Dortmund stieß, konnte über 100 Meter mit 11,77 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit für sich verbuchen.

Nele Sietmann mit Top-Zeit bei ihrem Debüt über 2.000-Meter-Hindernis

Bei ihrem Debüt auf der 2.000-Meter-Hindernis-Distanz ließ Nele Sietmann (LG Brillux Münster) mit erstklassigen 6:57,82 Minuten aufhorchen und schob sich damit auf Anhieb auf Platz zwei der aktuellen DLV-Bestenliste vor. Die 16-jährige Münsteranerin war bisher nur über die 1.500-Meter-Hindernis-Strecke gelaufen. Zufrieden zeigte sich auch ihr Bruder Marco Sietmann, der sich über 1.500 Meter um eine Sekunde auf 3:54,52 Minuten verbesserte.

Dass Robert Rutz (SC Herford) in letzter Zeit sehr viel an seiner Schnelligkeit gearbeitet hat, macht sich bei ihm nun über 800 Meter immer mehr bemerkbar. In Dortmund steigerte sich der 16-jährige Schützling von Herfords Coach Jürgen Marks um anderthalb Sekunden auf 1:54,74 Minuten.