goldgas Leichtathletik-Talent des Monats: Alyssa Tagbo

Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) fördert gemeinsam mit seinem Partner goldgas im „goldgas Talent-Team NRW“ seine vielversprechendsten Nachwuchsleichtathletinnen und -athleten. Durch die qualifizierten Kadertrainer erhalten die Jugendlichen neben ihrem Vereinstraining die bestmögliche Förderung und lernen das Leistungssportleben auch neben der Sportanlage kennen. Doch wie sieht das (sportliche) Leben der Talente genau aus? Wie bringt man Leistungssport und Schule in Einklang? Und was sagen eigentlich die Schulfreunde dazu? Auf FLVW.de stellen wir ab sofort regelmäßig das "goldgas Leichtathletik-Talent des Monats" im Portrait vor. Den Anfang bestreitet heute Alyssa Tagbo.

Ihren Weg zur Leichtathletik hat Alyssa Tagbo bereits in frühen Kindertagen eingeschlagen. Die sportaffine Duisburgerin ist schon beim Mutter-Kind-Turnen des OSC Rheinhausen im Alter von zwei Jahren ihrer Mutter "davongelaufen", ehe sie mit sechs Jahren bei den Leichtathleten einsteigen konnte. Von Beginn an interessierte sich die nun 15-jährige Schülerin für viele der möglichen Disziplinen. Schließlich landete sie so im Siebenkampf. Mit dem kommenden Jahr wechselt Tagbo nach Gladbeck. Als Grund dafür nennt sie die hervorragende Zusammenarbeit mit Stützpunkt- und FLVW-Kadertrainer Oliver Sell. Seit Anfang 2018 trainiert die talentierte Leichtathletin bei ihm und hat schnell Fortschritte festgestellt. Zudem versteht sie sich mit dem Mehrkampftrainer bestens, was der wohl wichtigste Faktor ist.

Ein Eindruck, der sich in ihren Ergebnissen wiederspiegelt. Als ihre größten sportlichen Erfolge bezeichnet Tagbo selbst den Gewinn der deutschen U16-Meisterschaften im Weitsprung sowie im Mehrkampf. Im Weitsprung sprang sie über sechs Meter, im Siebenkampf erreichte sie über 4.000 Punkte. Zwei Ziele, die sie in diesem Jahr bei den deutschen Meisterschaften in Wattenscheid erreicht hat, nachdem die Zusammenarbeit mit Oliver Sell begonnen hat. Dafür nimmt sie gern die halbstündige Fahrt zum Training in Kauf, im Berufsverkehr kann es sogar schonmal die doppelte Zeit dauern.

Bis zu fünf Trainingseinheiten pro Woche schränken Freizeit ein

Alyssa Tagbo besucht ein Gymnasium in Duisburg. Bisher gab es wenig Zeitstress, Hausaufgaben und Training ließen sich gut unter einen Hut bringen. Zwischendurch war immer noch etwas Zeit, sich nach der Schule mit Freunden zu verabreden, auch wenn nur zwei Stunden Zeit waren. Die 15-Jährige kommt mit diesem Schuljahr nun in die Oberstufe, was ein etwas geändertes Stundensystem mit sich bringt, mit dem sie sich erst noch organisieren muss. Doch auch dieser Veränderung sieht sie gelassen entgegen und ist zuversichtlich, dass sie weiterhin so viel Zeit wie möglich auf der Sportanlage verbringen kann.

Vier bis fünf Trainingseinheiten stehen für Tagbo in der Hauptsaison auf dem Wochenplan. Gerade im Vorfeld wichtiger Meisterschaften ist das Pensum schon mal höher, wodurch weniger Zeit für andere Aktivitäten verbleibt. Bis vor kurzen war sie in ihrer Kirche aktiv, hat bei Konfirmationen und Kirchenveranstaltungen Kinder betreut. „Mit dem Wechsel nach Gladbeck, der längeren Anreise und dem häufigen Training wird das jetzt leider immer schwieriger“, berichtet Alyssa Tagbo.

Wirklich schade findet sie es nicht, dass nun noch weniger Freizeit für Freunde oder andere Aktivitäten zur Verfügung steht. „Viele meiner Freunde sind ja gerade in der Leichtathletik, sodass ich mich natürlich darauf freue“, erklärt sie. Auch wenn sie ihren Schulfreunden dann das ein oder andere Mal absagen muss, haben die meistens Verständnis für ihre Leidenschaft. „Viele meiner Schulfreunde und auch der Lehrer kriegen dann meine Ergebnisse mit, sprechen mich in der Schule drauf an“, lacht sie. Ihr Mathelehrer begrüßte sie nach dem Erfolg in Wattenscheid als „Deutsche Meisterin im Siebenkampf“, einige ihrer Freunde „scherzten“ rum und redeten von Zeiten, in denen sie Alyssa bei Olympia am Fernseher zusehen können.

"Konkurrentinnen sind Freunde"

Doch warum widmet man den Großteil seiner Freizeit einem Sport? Was macht die „Faszination Leichtathletik“ aus? Für Alyssa Tagbo ist das in allererster Linie die Gemeinschaft. „Mich fasziniert, dass das nicht wie zum Beispiel beim Fußball ist“, erklärt sie im Interview lachend. „Man hat halt ein Miteinander, erst recht im Siebenkampf, der ja über zwei Tage geht. Mit vielen meiner Konkurrentinnen habe ich mich angefreundet.“ Die Wettkämpfe würden immer auf sehr freundschaftlicher Basis verlaufen und man gönne sich gegenseitig den Erfolg anstatt sauer aufeinander zu sein, wenn man geschlagen wurde. Genauso freue man sich für die anderen Wettkämpfer, wenn die ihre Bestleistungen erzielen. Das ist für sie eine faszinierende Atmosphäre, die man so in wenigen sportlichen Wettkämpfen findet und durch die sie sich einfach wohl fühlt, was für sportliche Bestleistungen nur förderlich sein kann.

Dieses Miteinander schätzt sie ebenfalls an den Kaderlehrgängen im „goldgas Talent-Team NRW“. Durch die Arbeit im Kader hat sie viele Freunde kennengelernt, mit denen sie sich jetzt unter anderem in der verbleibenden Freizeit trifft. In den NRW-Landeskader ist Alyssa Tagbo wie die anderen Talente über den zentralen Kadersichtungslehrgang – dem „goldgas Talent-Camp“ – im Herbst 2017 berufen worden. Drei Tage wurden die Athletinnen und Athleten physiologisch wie psychologisch getestet, ehe die besten von ihnen in das „goldgas Talent-Team NRW“ aufgenommen wurden. Die Vorteile dieser intensiven Förderung für die Nachwuchsathleten liegen auf der Hand: Zum einen erhalten sie durch die qualifizierten Kadertrainer einen neuen oder erweiterten „Input“, der in enger Abstimmung mit den Vereinstrainern erfolgt, um das Training optimal zu gestalten. Dazu lernen die Jugendlichen erstmals, mit dem Leben als Leistungssportler umzugehen. Einheitliche Präsentation, Medienauftritte, Trainings- und Wettkampfplanung sind nur einige der Aspekte, die neben dem zusätzlichen Training in den Kaderlehrgängen besprochen werden. Außerdem bildet sich während der Kadermaßnahmen ein Team, in dem sich die Athletinnen und Athleten der unterschiedlichen Disziplinen besser kennen lernen. Dadurch werden, wie Alyssa Tagbo berichtet, neue Freundschaften begründet. Diese positive Stimmung erleichtert das Training und Erlernen des Umgangs mit dem Leistungssport für die Jugendlichen erheblich.

Für ihre sportliche Laufbahn hat sich die Athletin hohe Ziele gesetzt. Auf kurze Sicht peilt sie einen Start bei den European Youth Olympic Festival (EYOF) 2019 in Baku an, für das sie sich qualifizieren möchte. Das soll nach ihrer Vorstellung aber nur der Beginn einer internationalen Leichtathletik-Karriere sein: „Auf lange Sicht möchte ich regelmäßig an den Europameisterschaften teilnehmen und mir noch größere internationale Ziele setzen“.