Geburtstagsjubilar Dieter Massin hat auch mit "80" noch viele Pläne

Dieter Massin zählt zu den außergewöhnlichen Personen, die sich ein Leben lang für die Allgemeinheit eingesetzt haben. Der Ahlener, der heute (14. November) seinen 80. Geburtstag feiert, hat in der Leichtathletik die gesamte Palette ehrenamtlicher Tätigkeiten wahrgenommen – angefangen vom Übungsleiter über den Präsidenten des Europäischen Senioren-Verbandes (EVAA) bis hin zum Ausschuss-Vorsitzenden des Welt-Senioren-Verbandes (WMA).

„Ich habe auf meinem Lebensweg immer Leute gehabt, die besondere Fähigkeiten in mir erkannt haben und mich entsprechend gefördert haben", meint der frühere Konrektor einer Ahlener Schule. Zu seinen Mentoren zählte unter anderem der frühere FLVW-Vizepräsident Karl-Heinz Zündorf, der ihm einmal erklärte: „Junge, auch wenn du eines Tages ganz weit nach oben gekommen bist, denke bitte immer daran, wo du hergekommen bist.“ 

An diese Devise hat sich Dieter Massin immer gehalten. Daher ist er im fortgeschrittenen Alter nun wieder zur LG Ahlen zugekehrt, von der für ihn alles seinen Ausgang nahm. So hat er nach dem Ende seiner internationalen Funktionärstätigkeit als Anti-Doping-Chef des Welt-Leichtathletik-Senioren-Verbandes im Jahr 2013 in Ahlen ein Sportarchiv gegründet, in dem mittlerweile 10.000 Exponate registriert sind. Gegen Ende des Jahres will er in seiner Heimatstadt ein Sportmuseum eröffnen. Damit erfüllt er sich einen Lebenstraum.

Ideengeber von neuen Wettkampfformen

Dieter Massin war 1967 Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der Leichtathletik-Abteilung des SSV Westfalia Ahlen. Bei der späteren LG Ahlen machte er sich einen Namen als erfolgreicher Trainer in den Disziplinen Stabhochsprung und Gehen, als Jugendbetreuer und als Ideengeber neuer Wettkampfformen. Zu seinen großen Projekten zählte unter anderem die Mammutiade im Ahlener Sportpark Nord. Mit dieser Veranstaltung begeisterte er Tausende Kinder aus ganz Europa.

In den 60er und 70er Jahren war Dieter Massin Vorsitzender des Kreis-Leichtathletik-Ausschusses Beckum (VKLA), engagierte sich später als Schulsportbeauftragter im Leichtathletik-Jugendausschuss des FLVW (1986 bis 1996) und war DLV-Vizepräsident Breitensport (1993 bis 2005). Zusammen mit seinem Vereinskollegen und früheren DLV-Mitarbeiter Eberhard Vollmer führte er 25 deutsche Meisterschaften, mehrere Länderkämpfe und zahlreiche westfälische Meisterschaften in Ahlen durch. Darüber hinaus engagierte er sich im Kreissportbund Warendorf zunächst als Schulsportbeauftragter, anschließend als Geschäftsführer und danach als Vorsitzender (bis 2004), war im Breitensportausschuss des LSB NRW und im Ausschuss für die Bundesjugendspiele, in dem er die damalige Bundesfamilien-Ministerin und heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel kennenlernte. Von 1969 bis 1974 engagierte er sich zudem im Auftrag des Bundesentwicklungshilfeministeriums in verschiedenen Ländern Afrikas und Asiens in der Trainerausbildung.

Laufabzeichen und Fun in Athletics waren absolute "Renner"

Als westfälischer Schulsportbeauftragter rührte er kräftig die Werbetrommel für das Laufabzeichen, das durch sein Engagement ein absoluter „Renner“ wurde, und entwickelte den Nachwuchs-Mannschaftswettbewerb Fun in Athletics, bei dem der Spaß an der Bewegung und der Teamgedanke im Vordergrund standen. Elemente aus diesem kindgerechten Angebot wurden später vom DLV für die Kinderleichtathletik übernommen.

Der Wettbewerb Fun in Athletics entwickelte sich später zum Exportschlager. Im Auftrag des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) präsentierte Dieter Massin ihn weltweit unter dem Titel „kids athletics“. So ist er vor einiger Zeit noch in Casablanca gewesen, um Kinder in Marokko für die Leichtathletik zu begeistern.

„Es gibt praktisch keine Institution in der Leichtathletik, die ich im Laufe der Jahre nicht durchlaufen habe. Ich habe damit weltweit alle Strukturen und Organisationsformen des Sports kennengelernt. Ich habe mich praktisch immer nach oben gearbeitet. Dabei habe ich mein Netzwerk immer mehr erweitert. Das war für mich ein großer Vorteil“, betont Dieter Massin, der international seine Karriere als Präsident des Europäischen Senioren-Verbandes (EVAA) 2012 und als Chef der World Masters Athletics (WMA) 2013 beendete.

Dieter Massin hatte sich nämlich damals zur Devise gemacht, mit 70 Jahren kein neues Amt mehr zu übernehmen und Jüngeren Platz zu machen. „Es gibt ja einige Funktionäre, die an ihrem Amt kleben, bis der Tod sie scheidet. Zu diesem Personenkreis wollte ich nie gehören. Man sollte anderen auch einmal die Chance geben, Fehler zu machen", bemerkt der Multifunktionär mit einem kritischen Unterton.

Aufgrund seines außerordentlichen Engagements für den Sport, insbesondere für die Leichtathletik, hat Dieter Massin im Laufe der Jahre zahlreiche Auszeichnungen erhalten, so unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande (2009) und den Ehrenschild des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (2005). „Die Auszeichnungen gehen zum großen Teil auch an meine Frau Mechthild, die mich immer unterstützt hat. Ohne ihre Hilfe hätte ich das alles nicht geschafft", betont der fünffache Vater und inzwischen siebenfache Großvater.

Gerne hätte der pensionierte Lehrer seinen Geburtstag heute auch zusammen mit seinem Bruder Rolf gefeiert, doch der promovierte Gymnasiallehrer, Autor und Philosoph starb im Alter von 80 Jahren am 30. März 2020 in seiner Wahlheimat Narbonne (Südfrankreich) an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Aufgrund von Corona durfte Dieter Massin ihn im Krankenhaus nicht besuchen. Das hat er bis heute noch nicht verarbeitet.

Sein Leben besteht aus Kontakten und Netzwerken

Dieter Massin blickt an seinem heutigen Ehrentag auf ein ereignisreiches Leben zurück. Was hat ihm dabei am besten gefallen? Seine Antwort kommt blitzartig: „Die vielen netten Kontakte. Mein ganzes Leben besteht aus Kontakten und Netzwerken. Darüber bin ich unwahrscheinlich glücklich, und die meisten Verbindungen bestehen auch heute noch.“

So ist er vor einem Jahr von der EURAG, die eine europäische Organisation für ältere Menschen ist, mit seiner Frau Mechthild nach Moskau eingeladen worden, um dort vor 200 Gästen ein Referat über die aktive Lebensgestaltung von Senioren zu halten.

Drei- beziehungsweise viermal im Jahr reiste Dieter Massin in Vor-Corona-Zeiten immer noch in die baltischen Staaten, die er als Sportfunktionär kennen und schätzen gelernt hatte. Allerdings hat er bei seinen vergangenen Besuchen den Sport außen vor gelassen, um mit älteren Menschen zusammen zu sein und sich mit ihnen unterhalten zu können. Der frühere DLV-Vizepräsident hat für das kommende Jahr schon eine Einladung für einen Vortrag in St. Petersburg (Russland) erhalten.

„Ich bin immer noch gut drauf", versichert der rastlose 80-Jährige, der entschlossen ist, seiner prallen Biografie noch einige Kapitel hinzuzufügen. Bekannt ist sein Ausspruch: „Wenn man keine Pläne mehr hat, ist man alt.“