Frank Busemann kann sich in Zukunft durchaus Geisterwettkämpfe vorstellen

Olympische Spiele sowie Welt- und Europameisterschaften – in der Vergangenheit jagte ein internationaler Höhepunkt den anderen, sodass die Top-Athletinnen und -Athleten kaum eine Verschnaufpause hatten.

Durch die Corona-Krise haben sie nun die Gelegenheit, einmal zu regenerieren und eventuell Verletzungen auszukurieren. Dies wird sich langfristig positiv auswirken. Die Vermutung äußerste Frank Busemann im Gespräch mit der WAZ. „Nach der Meldung über die Verschiebung der Olympischen Spiele 2020 war die Enttäuschung bei den Sportlerinnen und Sportlern zunächst riesig. Nun haben sie wieder ein Ziel. Sie können sich nun in Ruhe auf die Sommerspiele 2021 vorbereiten. Die Leistungen werden explodieren. Sonst müssen die Athletinnen und Athleten Jahr für Jahr an ihre Grenzen gehen, jetzt können eine breite Basis aufbauen", so der Zehnkampf-Olympia-Zweite von Atlanta.

Zur Verschiebung der Olympischen Spiele gab es für den 45-jährigen Dortmunder, der auch als TV-Experte für die ARD tätig ist, keine Alternative: „Die Sportler konnten ja teilweise zu Hause nur um den Küchentisch rennen statt zu trainieren. Der Titel Olympiasieger hat eine so große Bedeutung, der sollte durch die unterschiedlichen Bedingungen nicht durch ein Glücksspiel entschieden werden.“

Frank Busemann rechnet damit, dass es in der Leichtathletik ähnlich wie im Fußball auch zu Geisterwettkämpfen kommen kann: „Für die Athleten ist das jedoch totale Grütze. Du kommst in ein leeres Stadion. Das ist wie Training, nur dass du eine Startnummer vor der Brust hast.“

"Fehlendes Anti-Doping-Kontroll-System ist eine Einladung zum Dopen"

Für den Sportler des Jahres 1996 gehen Leichtathletik-Veranstaltungen ohne Zuschauer jedoch in Ordnung, denn so könnten die Top-Athletinnen und -Athleten wenigstens noch etwas verdienen und damit ihren Lebensunterhalt finanzieren. 

Frank Busemann hofft aber, dass in diesem Jahr keine Rekorde mehr fallen werden, denn das Anti-Doping-Kontroll-System ist weltweit recht löchrig geworden. „Trickser“, so der frühere Weltklasse-Zehnkämpfer, „suchen jede Lücke. Für sie sind die fehlenden Kontrollen eine Einladung zum Dopen.“