Falk Wendrich – Comeback mit Sieg und neuer Hallenbestleistung

Falk Wendrich (LAZ Soest) hat vor kurzem seine Ambitionen als Schauspieler aufgegeben, weil dieser Beruf mit seinen sportlichen Ambitionen nicht vereinbar war. Dieser Schritt war richtig, denn ihm liegt die Leichtathletik-Bühne wesentlich mehr. Dort avancierte er beim 16. Sparkassen-Hochsprung-Meeting in Herzebrock-Clarholz nach einer mehrmonatigen Zwangspause gleich wieder zum Hauptdarsteller.

Falk Wendrich, der seit Mitte Mai letzten Jahres wegen eines Teilanrisses der Plantarfaszie keinen Wettkampf mehr bestritten hatte, meldete sich in Herzebrock-Clarholz, eindrucksvoll wieder zurück. Der 23-jährige Soester meisterte im Hochsprung ausgezeichnete 2,24 m und gewann damit den Wettbewerb souverän vor Charel Gaspar (Luxemburg, 2,13 m) und Matyas Dalecky (Tschechien, 2,10 m).  

Falk Wendrich steigerte bei seiner vielversprechenden Vorstellung seine Hallenbestleistung aus dem Jahre 2013 um vier Zentimeter und scheiterte an der Norm für die Hallen-Europameisterschaften  vom 1. bis 3. März in Glasgow (Schottland) nur um zwei Zentimeter.

„Der Wettkampf war für mich heute wie eine Lotterie. Ich wusste zwar, dass ich mich aufgrund meiner Trainingswerte momentan in einer hervorragenden Form befinde, aber diese unter Wettkampfbedingungen entsprechend umzusetzen, ist eine andere Sache. Ich bin unwahrscheinlich glücklich, dass es geklappt hat. Ich bin heute wie eine Gazelle gesprungen", strahlte der Schützling von Brigitte Kurschilgen.

Ursprünglich hatte sich Falk Wendrich vorgenommen, lediglich die Qualifikationsnorm von 2,10 m für die deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig zu meistern. Dass für ihn nun die Hallen-EM-Norm greifbar nahe ist, damit hatte er nicht gerechnet. „Ich hoffe, dass ich die 2,26 m in den nächsten Wochen noch schaffen werde. Dann nehme ich natürlich auch an der Hallen-EM teil, denn ich strebe endlich wieder einmal einen Wettkampf auf internationaler Bühne an", sagte Falk Wendrich, der jetzt erst einmal einige Hallenstarts  benötigt, um wieder richtig  in den Wettkampf-Modus zu kommen.

Seine Zwangspause nutzte der frühere Junioren-Vize-Weltmeister, um seine Technik umzustellen. So sprang er früher circa 80 Zentimeter vor der Latte ab. Diese Distanz hat er inzwischen auf 120 Zentimeter verlängert. Falk Wendrich ist begeistert: „Heute bin ich mit dieser Veränderung, die eine koordinative Umstellung erfordert, hervorragend klargekommen und hoffe, dass das bei den nächsten Wettkämpfen auch der Fall sein wird.“

Falk Wendrich, der bereits als 17-Jähriger Vize-Weltmeister in der Klasse U20 mit 2,25 m wurde, ist sicherlich eines der größten deutschen Hochsprung-Talente, doch er musste in der Vergangenheit immer wieder Tiefschläge einstecken. Trotzdem hat sich der Student der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum, der darüber hinaus in dem Geschäft seines Vater aushilft und Küchen verkauft, immer wieder aufgerappelt und nie den Glauben an sich und seine Leistungsfähigkeit verloren. Daher steckt er wieder voller Pläne und hat sich für den  Sommer die Höhe von 2,30 m vorgenommen. Seine bisherige Leistung im Freien steht bei 2,29 m, die er 2017 als Sieger bei der Universiade in der Taiwans Hauptstadt Taipeh aufstellte.

Christina Honsel mit neuer persönlicher Bestleistung

Bei den Frauen überraschte die lange verletzt gewesene Christina Honsel (LG Olympia Dortmund) mit ihrem Erfolg vor Marion Schopp (Niederlande) und Mareike Max (Werder Bremen, jeweils 1,75 m). Mit starken 1,82 m verbesserte die 21-jährige Dortmunderin ihre persönliche Hallenbestleistung aus dem Jahre 2016 um einen Zentimeter.

Die  frühere deutsche Jugendmeisterin hatte ihren letzten Wettkampf bei den deutschen Meisterschaften im Juli vergangenen Jahres in Nürnberg bestritten. Wegen Schmerzen in ihrem Sprungfuß musste sie die Saison dann vorzeitig abbrechen. „Ich konnte zum ersten Mal seit langem wieder ein richtiges  Wintertraining durchziehen. Darauf führe ich meine augenblicklich gute Form zurück, und ich hoffe, dass die so bleibt“, erklärte die Studentin der Wirtschaftswissenschaften, die in den letzten Monaten ihrer Trainerin Brigitte Kurschilgen sehr viel zu verdanken hat.

Eine starke Vorstellung bot wieder Chima Ihenetu (SC Neubrandenburg). Der U18-Vize-Weltmeister von 2017 blieb als U20-Sieger mit 2,14 m nur zwei Zentimeter unter seiner persönlichen Hallenbestleistung. „Vor zwei Wochen bin ich nur 2,08 m gesprungen. Da hat der Anlauf überhaupt nicht gepasst. Heute bin ich dagegen schon wesentlich besser klar gekommen“, freute sich Schützling von Nicole Herschmann, der 2018 verletzungsbedingt sein Leistungspotenzial nicht abrufen konnte.

Recht gut besetzt war der Wettbewerb der weiblichen Jugend U20, den die letztjährige deutsche Jugend-Hallenmeisterin Bianca Stichling (TSG 1862 Weinheim) mit 1,76 m vor Emma Bol (LG Olympia Dortmund) und Melanie Struwe (LAC Veltins Hochsauerland, jeweils 1,73 m) gewann. Wegen Zahnbeschwerden musste die Athletin von Thomas Geißler über Weihnachten auszusetzen. „Es war nichts Dramatisches. Meine Zubringerleistungen stimmen alle, sodass ich meinen nächsten Wettkämpfen optimistisch entgegenblicke", unterstrich die Vorjahressiegerin von Clarholz.

Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen: "So kann es weitergehen" 

Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen zeigte sich mit dem Hallenauftakt der von ihr betreuten Athletinnen und Athleten zufrieden: „Alle sind bisher gut durch den Winter gekommen. Zu solch einem frühen Zeitpunkt dürfen wir die Erwartungen nicht allzu hoch schrauben, denn bei dem einen oder anderen müssen noch technische Veränderungen vorgenommen werden. So wie in Clarholz kann es aber weitergehen.“

Mit 97 Springerinnen und Springern konnte Organisator Siegfried Klapper bei der 16. Auflage der Clarholzer Flugshow, die wieder durch eine großartige Stimmung auf der Tribüne und eine vorbildliche Organisation gekennzeichnet war, eine Rekord-Teilnehmerzahl melden. Erfreulich war vor allem die Beteiligung im Jugendbereich mit 45 Nachwuchsathletinnen und -athleten.

Unter den Zuschauern befand sich auch der Hochsprung-Olympia-Sieger von 1980. Gerd Wessig, der Werbung für sein Hochsprung-Meeting am 2. März in Schwerin machte. „Mir hat die Veranstaltung in Clarholz sehr gut gefallen. Hoffentlich bleibt sie uns noch lange erhalten", erklärte der frühere 2,36 m-Springer.