Fabian Jenne und Habtom Tedros stürmen zeitgleich zum 10.000-Meter-Titel

Dieses Ergebnis hat Seltenheitswert: Bei den NRW-Langstrecken-Meisterschaften in Neuss stürmten Fabian Jenne (SG Wenden) und Lokalmatador Habtom Tedros (TG Neuss 1848) im 10.000-Meter-Lauf der Männer nahezu im Gleichschritt die letzten Meter herunter, sodass beide bis eine Hundertstelsekunde exakt in 31:26,37 Minuten das Ziel passierten. Die Kontrahenten bekamen daher beide den NRW-Titel zugesprochen.

Dabei sah es für Fabian Jenne zwei Runden vor Schluss gar nicht so gut aus, denn er hatte noch Rückstand von 60 Meter auf den Neusser. Doch der Schützling von Egon Bröcher gab nicht auf, machte Meter um Meter gut und ging sogar in Führung, die er jedoch halten konnte, weil der kampfstarke Habtom Tedros wieder zu ihm auflief.  

„Die Entscheidung, zwei Titel zu vergeben, geht in Ordnung", betonte Fabian Jenne, der sich gegenüber seiner 10-Kilometer-Straßenlauf-Bestzeit um 15 Sekunden verbesserte. Vielleicht wäre er auf der regennassen Bahn sogar noch ein wenig schneller gewesen, wenn er statt seiner Laufschuhe Spikes getragen hätte. „Mir blieb wegen meiner Wadenprobleme aber keine andere Wahl. Mit Spikes wäre ich wahrscheinlich gar nicht ins Ziel gekommen", vermutete der 28-jährige Langstreckler der SG Wenden, der in Koblenz seinen Lebensmittelpunkt hat. Nach seinem NRW-Titelgewinn strebt Fabian Jenne bei seinen nächsten Bahnrennen weitere Verbesserungen an. So ist für ihn über 5.000 Meter eine Bestzeit von 14:50 Minuten möglich.

Auch bei den Frauen ging der Titel an die SG Wenden. Das Rennen stand ganz im Zeichen von Judith Hacker, die die 25 Runden trotz eines zwischenzeitlichen Schauers wie ein Uhrwerk herunterspulte und in respektablen 37:35,56 Minuten deutlich vor ihrer Teamkollegin Christl Dörschel (SG Wenden / 38:55,66 Min.) lag. Auch wenn die Damen zusammen mit den Senioren starteten, war Judith Hacker bereits nach drei Kilometern auf sich allein gestellt. „Das war natürlich nicht leicht, denn die Witterungsbedingungen waren alles andere als leistungsfördernd. Bei anderen Voraussetzungen wäre ich wahrscheinlich unter 37 Minuten geblieben", befand die Wendenerin, die erst seit anderthalb Jahren leistungsbezogen läuft. Die angehende Grundschullehrerin ist „nebenbei“ noch Fußball-Schiedsrichterin und pfeift bei den Männern sogar bis zur Bezirksliga.

Im 5.000-Meter-Lauf der weiblichen Jugend U20 setzte sich mit Klara Koppe (TSG Dülmen) die Favoritin durch. Die Dülmenerin lag in 17:27,52 Minuten recht deutlich vor Denise Moser (SFD 75 Düsseldorf-Süd / 17:48,69 Min.) und Annika Faber (TV Hasslinghausen, 18:10,14 Min.). „Das Rennen stand für mich unter keinen allzu guten Vorzeichen, denn ich habe  tags zuvor noch eine Abi-Klausur geschrieben und zu allem Überfluss noch Halsschmerzen bekommen", berichtete die Cross-EM-Teilnehmerin.

U18-Sieger Daniel Luca Sergio mit anfänglichen Problemen

Im 3.000-Meter-Lauf der männlichen Jugend U18 musste Daniel Luca Sergio (FC Schalke 04) aufgrund der hohen Teilnehmerzahl von 24 Läufern in der zweiten Reihe starten, sodass er anfangs nicht seinen gewohnten Laufrhythmus fand. Das verbesserte sich zunehmend im Verlauf des Rennens. Vier Runden witterte der Schützling von André Pohlmächer seine Chance. Im Finish setzte er sich souverän mit 9:08,05 Minuten vor Marco Sietmann (LG Coesfeld / 9:13,00 Min.) und Ivan Blazevic (DJK Herzogenrath / 9:15,26 Min.) durch. Der Vorjahres-DM-Dritte von Rostock hatte sich zusammen mit seinen Teamkollegen während der Osterferien in Monte Gordo (Portugal) auf die Freiluftsaison vorbereitet.

Im 3.000-Meter-Lauf der Klasse M15 erfreute Leonel Nhanombe (LV Oelde) mit seinem souveränen Erfolg in guten 9:37,83 Minuten vor Eliah Rieck (LAZ PUMA Rhein-Sieg / 9:42,25 Min.) und Fabio Heitböhmer (SC Eintracht Hamm / 9:44,00 Min.). Der frühere Fußballspieler, der die 300 Meter in 38,0 Sekunden laufen kann, gewann in Neuss seinen ersten großen Titel, nachdem er zuvor immer „nur“ Zweiter oder Dritter war.

Im 3.000-Meter-Lauf der Klasse M14 kam Paul Gröver (LG Olympia Dortmund) in diesem Jahr bereits in der Halle über 800 Meter zu Titelehren. In Neuss setzte er sich nach einem taktisch geprägten Rennen in der neuen persönlichen Bestzeit von 6:17,61 Minuten vor Jonas Patri (Aachener TG / 6:20,24 Min.) und Florian Nitz (TV Vorde / 6:20,88 Min.) durch.

Bei der weiblichen Jugend W15 behauptete sich über 3.000 Meter Emma Wöhrmann (SC Eintracht Hamm) in 10:51,94 Minuten vor Ida Lefering (LG Coesfeld, 10:54,90 Min.) und Jil-Marie Flieger (LG Brillux Münster, 10:58,38 Min.). Bei den 14-jährigen Mädchen dominierte Nele Sietmann (LG Coesfeld) in guten 6:59,61 Minuten vor Finja Marie Tober (Recklinhäuser LC / 7:06,67 Min.) und Lara Christiansen (LG Remscheid / 7:07,92 Min.).

Im Lauf der Seniorinnen über 5.000 Meter gefiel Annika Börner (FC Schalke 04) mit ihrem souveränen Erfolg in 18:48,73 Minuten. Die 30-Jährige arbeitet als Anästhesistin im Krupp-Krankenhaus in Essen und kann daher nur eingeschränkt trainieren. Wenn die junge Ärztin läuft, dominiert bei ihr in erster Linie der Spaß und weniger der Leistungsgedanke. Daher machte es ihr nichts aus, dass sie bei ihrem Titelgewinn eine Minute über ihrer Bestzeit blieb.