EM in Berlin bildet eine hervorragende Werbung für die Leichtathletik

Das 125-köpfige Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat bei den Heim-Europameisterschaften in Berlin mit 19 Medaillen, davon sechs goldene, das beste EM-Ergebnis seit den Titelkämpfen 1998 in Budapest (Ungarn) erreicht. Getragen von bis zu 60.500 Zuschauern nutzten die DLV-Athleten die große Bühne des Olympiastadions, um beste Werbung für sich und ihren Sport zu machen.

„Die DLV-Nationalmannschaft hatte sich konsequent mit einem klaren Saisonplan auf die European Championships vorbereitet. Der in Kienbaum entwickelte Teamspirit war dabei ein weiterer Baustein für den Erfolg in Berlin", erklärte der Leitende Direktor Sport Idriss Gonschinska im Anschluss an die sieben EM-Tage das Erfolgsrezept. Top vorbereitet riefen die DLV-Athleten im entscheidenden Moment ihr Können ab und verzückten das Berliner Publikum mit starken Leistungen.

Am Samstag waren zum Höhepunkt 60.500 Zuschauer ins Olympiastadion geströmt und sorgten für eine bezaubernde Fan-Kulisse, die deutsche Sportler wie auch die internationalen Gäste lautstark unterstützte. Seitens der Athleten fielen regelmäßig Worte wie "Hexenkessel", "Bombenstimmung", "Wahnsinn", "atemberaubend" oder "unglaublich", wenn es darum ging, die Atmosphäre der Heim-Europameisterschaften zu beschreiben.

19 gewonnene Medaillen

Mit 19 gewonnenen DLV-Medaillen, davon sechs Mal Gold, sieben Mal Silber und sechs Mal Bronze, gab es auch viel zu feiern. Was die Medaillenanzahl betrifft, ist es das beste deutsche EM-Ergebnis seit den Titelkämpfen 1998 in Budapest (Ungarn). In der Summe gehen in Berlin die meisten vergebenen EM-Medaillen auf das Konto der deutschen Mannschaft. Aufgrund der höheren Zahl an Goldmedaillen (eine mehr) liegen Großbritannien (7/5/6) und Polen (7/4/1) im Medaillenspiegel knapp vor dem DLV-Team. Gleich zwei Medaillen nahm Sprinterin Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen / Silber 100 Meter und Staffel-Bronze) mit nach Hause.

Für die sechs deutschen Europameister wurde stimmungsvoll und teils mit Freuden-Tränen in den Augen die Nationalhymne gespielt: Gesa Felicitas Krause (3.000 Meter Hindernis / Silvesterlauf Trier), Mateusz Przybylko (Hochsprung / TSV Bayer 04 Leverkusen), Malaika Mihambo (Weitsprung / LG Kurpfalz), Christin Hussong (Speerwurf / LAZ Zweibrücken), Thomas Röhler (Speerwurf / LC Jena) und Arthur Abele (Zehnkampf / SSV Ulm 1846) holten mit ihren Siegen die maximale Punktzahl für die Nationenwertung. Die aus den Top Acht-Platzierungen gesammelten 196,5 Nationenpunkte waren seit 1998 nur bei der „kleinen EM" in Helsinki (Finnland / 198 Pkt) 2012 im Olympia-Jahr einmal minimal höher. Das ergab in Berlin am Ende hinter Großbritannien (212 Pkt), das mit drei Goldmedaillen von Sprinterin Dina Asher-Smith auch die erfolgreichste EM-Teilnehmerin in ihren Reihen hatte, den zweiten Platz vor Polen (172 Pkt). „Mit dem Ergebnis konnte eine gute Ausgangsposition auf dem Weg zu den Olympischen Spielen nach Tokio 2020 erreicht werden", freute sich Idriss Gonschinska. „Trotz des tollen Abschneidens in Berlin gab es natürlich auch einige Rückschläge, die es aufzuarbeiten gilt", meinte der Leitende Direktor Sport. Dazu zählt unter anderem das unerwartete Aus in der Diskus-Qualifikation von Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) und Christoph Harting (SCC Berlin), die bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) zusammen auf dem Podest standen. Im Finale gehörte die ganze Aufmerksamkeit dann London-Olympiasieger Robert Harting, der in seinem „Wohnzimmer" Abschied von der internationalen Meisterschaftsbühne nahm.

Neben vielen Glücksmomenten gab es auch bittere Momente, mit denen keiner gerechnet hatte. „Bedauerlich war am Sonntag besonders der Sturz von Lucas Jakubczyk und Julian Reus in der Staffel. Dadurch wurde der sichere Finaleinzug verhindert", sagte Idriss Gonschinska. Ein Autounfall nahm den Siebenkämpferinnen Louisa Grauvogel (LG Saar 70) und Mareike Arndt (TSV Bayer 04 Leverkusen), die das Krankenhaus schon bald wieder verlassen konnten, das Erlebnis des abschließenden 800-Meter-Laufes. Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) holte die Bronzemedaille auch für ihre Team-Kolleginnen.

EM von Beginn an Meisterschaft der Superlative

Es war von Beginn an eine EM der Superlative: Der DLV schickte das größte Team seiner Geschichte  ins Rennen. Mit insgesamt 360.000 Zuschauern, die die Wettbewerbe im Stadion verfolgten, gab es einen neuen EM-Rekord. Zählt man das Publikum bei den Siegerehrungen und Straßenwettkämpfen auf der Europäischen Meile am Breitscheidplatz hinzu, hat die EM mehr als 500.000 Menschen angezogen. „Wir haben im Laufe dieser Woche eindrucksvoll erleben können, dass die Sportart Leichtathletik bedeutsam sein kann“, sagte EM-Geschäftsführer Frank Kowalski, der auf innovative Präsentation des Sports mit einem attraktiven Live-Entertainment und kompakten Zeitplan setzte.

Die Integration in das neue Format der European Championships mit EMs von sieben Sportarten parallel habe sich bewährt: Bis zu sechs Millionen TV-Zuschauer und ein Marktanteil in der Spitze von 23 Prozent sprechen für sich. „Wenn ich die reinen Fakten nehme, die Zuschauer-Resonanz, die Medien-Daten, die Reaktionen von Sportlern und Funktionären, dann war das ein Riesen-Erfolg", meinte der Präsident des Organisationskomitees Dr. Clemens Prokop. Das ursprüngliche Ziel der Veranstalter, neue Maßstäbe zu setzen, ging auf. „Das waren die besten Leichtathletik-Europameisterschaften aller Zeiten", bilanzierte EAA-Präsident Svein Arne Hansen (Norwegen). Diesen Schub will man für die Zukunft der Sportart mitnehmen.