Ein neuer Streckenrekord und viel Emotionalität beim Münster-Marathon

In Münster versteht man zu feiern, nicht nur beim Karneval, sondern auch beim alljährlich stattfindenden Marathon. Bei der 17. Auflage dieses Laufspektakels am 8. September war wieder die „halbe Stadt“ auf den Beinen, und die begeisterten Zuschauer, die teilweise in Dreierreihen am Streckenrand standen, hatten viel zu bejubeln. Den größten Beifall erhielt Justus Kiprotich (Kenia), der bei optimalem Marathon-Wetter in exzellenten 2:09:28 Stunden das Ziel am Prinzipal-Markt im Herzen von Münster erreichte und damit den sechs Jahre alten Streckenrekord seines Landsmanns Patrick Muriuki um 57 Sekunden unterbot.

Der 22-jährige Ostafrikaner, der in der Domstadt seinen fünften Marathon absolvierte, beherzigte bei seinem souveränen Erfolg den Ratschlag von Athletenrepräsentant Gerard van de Veen, sich auf der ersten Streckenhälfte vornehm zurückzuhalten. Die Halbmarathon-Marke passierte er daher lediglich als Sechster in 1:05:02 Stunden. Unbeirrt hielt Justus Kiprotich nach der „Halbzeit“ sein hohes Tempo und konnte auf den letzten Kilometern sogar noch einen Schritt zulegen. Im Ziel konnte er sich daher nicht nur über einen neuen Streckenrekord, sondern auch über eine neue persönliche Bestzeit und eine Gesamtprämie von 6.000 Euro freuen. Sein Rekord war inzwischen die sechste neue Bestmarke beim Traditionsmarathon in Münster. Bei der Erstausgabe im Jahre 2002 hatte alles begonnen mit einer 2:25-Stunden-Zeit.

Auf seiner sportlichen Visitenkarte hatte der junge Kenianer bisher zwei dritte Plätze bei den Marathonläufen in Hannover und Barcelona stehen. „Bereits die ersten fünf Kilometer fühlten sich bei mir recht gut an. Auf der Zielgeraden war ich beim Blick auf die Uhr nur noch überglücklich“, gab der viel umjubelte Sieger nach dem Rennen den Journalisten zu Protokoll.

Justus Kiprotich am nächsten kamen seine Landsleute James Kiptum Barmasai (2:11:39h), Ducan Koech (2:11:52h) und Charles Maina (2:12:49h), der im Vorjahr den Lauf in 2:11:52 Stunden gewann. Der entthronte Streckenrekordler Patrick Muriuki, der sich zwei Tage vor dem Lauf noch angemeldet hatte, brachte das Rennen nicht zu Ende.

Als schnellster deutscher Läufer kam Elias Sansar (LG Lage-Detmold/Bad Salzuflen) in 2:25:25 Stunden auf den achten Rang. Damit war der 38-jährige Langstreckler, der seit 2012 Stammgast in Münster ist,  1:40 Minuten schneller als im Vorjahr und konnte damit als bester Deutscher die stattliche Prämie von 2.000 Euro in Empfang nehmen. „Es ist in Münster immer so, dass ich die ersten zehn Kilometer brauche, um richtig wach zu werden“, beschrieb Sansar seinen Lauf. Auf der zweiten Streckenhälfte schob er sich Position um Position nach vorn und überholte noch einige hoch gehandelte Eliteläufer aus Marokko und Japan. Dabei legte der frühere westdeutsche Marathonmeister und mehrfache Sieger des Hermannslaufes die letzten zehn Kilometer in respektablen 34 Minuten zurück. Unter anderem zeigte Sansar dem vorher hoch gehandelten Japaner Asuka Tanaka (11. in 2:32:32h), der eine Bestzeit von 2:10:13 Stunden (2018 Tokio) hat, die Fersen. 

Münster-Marathon zählt weiter zu den größten Marathon-Läufen in NRW

Auch bei den Frauen ging der Sieg an das Läuferland Kenia. Sheila Rono wagte sich in Münster zum ersten Mal auf die Marathonstrecke und überquerte bei ihrem Debüt gleich als Siegerin in 2:45:46 Stunden die Ziellinie. Von den deutschen Läuferinnen hatte es Annika Vössing am eiligsten. Die Triathletin des LAV Oberhausen, die in diesem Jahr beim Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg ihr Debüt auf der klassischen Distanz als Siegerin in 2:57:22 Stunden gab, verbesserte sich in Münster bei ihrem zweiten Marathonlauf als Zweite auf 2:51:24 Stunden und konnte nach ihrer erfreulichen Vorstellung als schnellste Deutsche ihre Haushaltskasse um 2.000 Euro aufbessern. Auch Dioni Gorla (ART Düsseldorf) konnte sich als Dritte in 2:53:42 Stunden über eine neue persönliche Bestzeit freuen. Die zierliche Griechin mit deutschem Pass, die auch eine begeisterte Marathonläuferin ist, schob sich in diesem Jahr bereits als Siegerin des Vivawest-Marathons (3:00:36h) in den Blickpunkt.

9.000 Läuferinnen und Läufer, davon 6.000 in der beliebten Marathon-Staffel, starteten bei dem wieder vorbildlich organisierten Münster-Marathon, der damit weiter zu den größten Veranstaltungen dieser Art in NRW zählt. 1.860 Finisher notierte man auf der kompletten Marathondistanz, 80 mehr als im Vorjahr. Das eifrige Marathon-Organisationsteam konnte viele ausländische Läuferinnen und Läufer  begrüßen.  Unter anderem kamen die Gäste aus Spanien, El Salvador, den USA, Großbritannien, Spanien, Brasilien und sogar Malaysia zum Münster-Marathon. Insgesamt waren mehr als 30 Nationen in der Domstadt am Start. Organisator Michael Brinkmann hatte wieder alle Register gezogen, um den Teilnehmern und den circa 100.000 Zuschauern ein interessantes kulturelles Programm zu präsentieren. 300 Künstler sowie zahlreiche Musik- und Tanzgruppen entlang der Strecke sorgten für eine großartige Stimmung. Der Zielbereich am Prinzipalmarkt bildete eine große Partymeile. Meterhohe Figuren, Musik und ein Moderatorenteam, das sich gegenseitige aufheizte, sorgten für eine grenzenlose Begeisterung. „Heute stimmte einfach alles. Dieser Lauf war an Emotionalität nicht zu überbieten", zeigte sich Chef-Organisator Michael Brinkmann nach der Veranstaltung hochzufrieden.