Ehrenamtspreis für 22 verdiente Leichtathletik-Mitarbeiter

Das Ehrenamt wird im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) großgeschrieben. Daher lud der FLVW 22 verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins SportCentrum Kaiserau ein, um sich bei ihnen für ihr großes Engagement in der Leichtathletik zu bedanken.

Der Abend zeigte, dass es in allen Kreisen des FLVW viele Freiwillige gibt, die sich mit ihren Talenten und Erfahrungen in die Leichtathletik einbringen und somit das gesamte Räderwerk in dieser Sportart am Laufen halten. „Für diesen großartigen Einsatz kann man nicht genügend danken. Dass wir so viele Personen nach Kaiserau einladen konnten, zeigt die große Vielfalt, die wir in der westfälischen Leichtathletik haben. So beträgt die Altersspanne der heute zu Ehrenden 40 Jahre. Erfreulich ist zudem, dass dieser Personenkreis alle Bereiche in der westfälischen Leichtathletik abdeckt – angefangen beim Verkauf am Kuchenbuffet bis hin zu einer Tätigkeit im Verein oder Kreis", unterstrich Bernhard Bußmann.

Zum Auftakt des kurzweiligen Abends führte der Vorsitzende des Verbands-Leichtathletik-Ausschusses (VLA) die Gäste fachkundig durch das SportCentrum Kaiserau und bot ihnen zahlreiche Einblicke hinter die Kulissen. Er zeigte ihnen unter anderem die verschiedenen Tagungsräume, die Gastronomie, die Sportanlagen, den Regenerationsbereich und das SportHotel, in dem auch ein Zimmer besichtigt werden konnte. Dabei lösten bei den Gästen vor allem der drehbare Flachbildschirm und die komfortable Einrichtung große Begeisterung aus.  

Tief beeindruckt zeigte sich bei der einstündigen Führung auch Rolf Temme (Wenholthausen). Der frühere 10,4-Sekunden-Sprinter, der mit 80 Jahren immer noch einen äußerst vitalen Eindruck macht, war zuletzt in den 1990er Jahren in Kaiserau. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich in der Vergangenheit hier soviel verändert hat. Solch hochmoderne Anlagen und Einrichtungen sind schon beeindruckend. Da kann ich mir gut vorstellen, dass sich alle Sportlerinnen und Sportler in Kaiserau wohl fühlen", stellte Temme begeistert fest.

Anwesend waren bei dem Abend auch FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski, FLVW-Vizepräsident Leichtathletik Peter Westermann sowie von der FLVW-Geschäftsstelle Ute Bohne, Susanne Wormuth und Thilo Pohl.

Interview mit Maurice Huke

Die Ehrung der Ehrenamtlichen wurde abgerundet mit einem interessanten Interview. Maurice Huke stellte sich den Fragen von Moderator Christof Kelzenberg, der in Westfalen als Organisator des Beckumer Stabhochsprung-Meetings und als erfolgreicher Trainer bekannt ist. Maurice Huke, der zuletzt bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig deutscher Vizemeister über 200 Meter und in der 4 x 200-Meter-Staffel wurde, ist mit der Leichtathletik groß geworden, denn sein Vater Michael zählte zehn Jahre lang zu Deutschlands Top-Athleten im Sprintbereich und ist seit 2009 Leistungssportkoordinator des TV Wattenscheid.

Der junge Maurice war immer dabei, wenn sein Vater bei Wettkämpfen als Sprinter über die Kunststoffbahn fegte oder an einem Trainingslager teilnahm. Der Sprint faszinierte ihn so sehr, dass er bereits als kleiner Steppke im Garten seiner Großeltern alle möglichen Startübungen absolvierte.

Doch wie viele Jungen faszinierte ihn auch der Fußball, sodass er bei der SG Wattenscheid 09 als Nachwuchs-Kicker dem runden Leder nachjagte. Doch diese Episode war nur von kurzer Dauer, sodass er wieder zur Leichtathletik zurückkehrte. Zunächst schloss er sich der Schüler-Gruppe von Coach Wolfgang Mohr, dem Vater von Stabhochsprung-As Malte Mohr, an. Maurice Huke versuchte sich zunächst in vielen Disziplinen – auch im Stabhochsprung. Erstmals tauchte er 2006 in der westfälischen Bestenliste auf: Als Schnellster im Hürdensprint.

Inzwischen hat Maurice Huke drei deutsche Meisterschaften (4x100 m) und vier zweite DM-Plätze auf seiner sportlichen Visitenkarte stehen. Seine Bestzeiten in der Halle liegen bei 6,68 Sekunden über 60 Meter und 20,86 Sekunden über 200 Meter. Im Freien kam er schon auf 10,37 Sekunden über 100 Meter und 20,81 Sekunden über 200 Meter.

Maurice hat die 200 m-Hallenbestzeit seines Vaters (21,01 Sek.) schon geknackt. Nun will er auch seine Freiluftbestleistung von 20,63 Sekunden in Angriff nehmen. „Meine Zeiten während der gerade abgelaufenen Hallensaison bilden eine gute Basis dafür, dass der Huke-Rekord in diesem Jahr auch im Freien fallen wird",  zeigt sich der aktuelle deutsche Hallen-Vizemeister über 200 Meter optimistisch.

Die Vergleiche mit seinem Vater gehen Maurice Huke nicht auf die Nerven. Im Gegenteil: Sie bilden einen Ansporn für ihn. So war Michael Huke als Mitglied der deutschen 4x100-Meter-Staffel Teilnehmer an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Sein Sohn hat gute Chancen, im kommenden Jahr bei den Spielen in Tokio (Japan) dabei zu sein. Maurice hält sich aber bedeckt. „Noch ist es nicht soweit, aber ich arbeite daran", antwortete er Christof Kelzenberg.

Durch Verletzungen abgeklärter geworden

Seine Zurückhaltung ist verständlich, denn er wurde in den vergangenen Jahren immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Zurzeit ist er jedoch beschwerdefrei. Daher hofft er, schon bald an den Staffel-Weltmeisterschaften am 11./12. Mai im japanischen Yokohama teilnehmen zu dürfen. Das wäre für ihn ein erster Schritt in Richtung in Tokio. 2018 hat er bereits an den globalen Staffel-Titelkämpfen auf den Bahamas teilgenommen. Allerdings verbindet er mit diesen Meisterschaften keine positiven Erinnerungen, denn auf regennasser Bahn zog sich bei einer missglückten Stabübergabe einen Schlüsselbeinbruch zu. Im Gegensatz zu einigen früheren Verletzungen ist das Stehaufmännchen der Kunststoffpiste durch viel Alternativ-Training mit dieser Blessur mental gut klar gekommen.

Maurice Huke ist nämlich durch seine Pechsträhnen im Laufe der letzten Jahre wesentlich abgeklärter geworden: „Mein Ziel für die Zukunft ist, erst einmal gesund zu bleiben, um dann in den Wettkämpfen die Leistungen abrufen zu können, die ich mir im Training erarbeitet habe. Dann kommen die guten Zeiten bei mir ganz von allein.“ Vielleicht auch ein neuer Huke-Rekord über 200 Meter. Sein Vater hätte sicherlich nichts dagegen.