Delegierte stimmen mit großer Mehrheit für stark veränderte DLV-Satzung

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatte die Delegierten seiner 20 Landesverbände Ende November zu einem außerordentlichen Verbandstag geladen, der coronabedingt online als Videokonferenz durchgeführt wurde. Dabei ging es vor allem um die Verabschiedung einer stark veränderten Satzung, auf deren Basis bis zum kommenden Frühjahr die nachgeordneten Bestimmungen angepasst werden. Beim nächsten ordentlichen Verbandstag im April 2021 erfolgt dann die Wahl der Mitglieder der neuen Gremien.

Erforderlich wurde die Satzungsreform durch Vorgaben im Zusammenhang mit der Spitzensportreform des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des zuständigen Bundes-Innenministeriums. Dort wird als Voraussetzung für die Gewährung von Bundesmitteln gefordert, dass die Bundes-Fachverbände einen hauptamtlich besetzten Vorstand haben und das ehrenamtliche Präsidium Aufgaben ähnlich dem Aufsichtsrat eines Wirtschaftsunternehmens hat. Diese geforderte verstärkte Professionalisierung wurde nun nach anderen Sportarten mit 93 Prozent der Delegiertenstimmen auch von der Leichtathletik umgesetzt.

Nach der neuen DLV-Satzung gibt es keine Verbandstage alle vier Jahre mehr, sondern zweimal jährlich eine Mitgliederversammlung mit erheblich weniger Teilnehmern. Dies erlaubt eine deutlich bessere Flexibilität und Handlungsfähigkeit des Verbandes, weil aktuell notwenige Veränderungen zeitnah erfolgen können.

Zweite Institution nach der Mitgliederversammlung ist das Präsidium, das die Arbeit des Vorstands analog einem Aufsichtsrat überwacht und das den dreiköpfigen Vorstand bestellt. Dieser Vorstand arbeitet hauptamtlich in der DLV-Zentrale in Darmstadt und wird mit Zeitverträgen über jeweils sechs Jahre ausgestattet, ersetzt die bisherige hautamtliche Verbandsleitung und vertritt den Verband nach § 26 BGB.

Anstelle der bisherigen Zusammenkünfte der zuständigen Landesverbandsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen treten fünf „Ständige Konferenzen“ mit detailliert ausgewiesenen Aufgaben und Zusammensetzungen, wobei die jährliche Spitzensporttagung in Kienbaum, die als „Ständige Konferenz Leistungssport" bestehen bleibt, als Vorbild dienen kann. Ziel der Arbeit dieser Konferenzen ist ein ständiger Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer.

Kommissionen aus Fachleuten ersetzen Bundesausschüsse

Anstelle der bisherigen Bundesausschüsse treten Kommissionen, die aus vom Vorstand berufenen Fachleuten zusammengesetzt sind. Aktuell sind sechs solcher Kommissionen vorgesehen: Leistungssport, Anti-Doping, Kampfrichterwesen, Regel, Aus- und Fortbildung/Wissenschaft sowie Senioren-Wettkampfsport und Laufen. Dazu kommt der unveränderte DLV-Jugendausschuss.

Terminlich ist geplant, dass die ergänzenden DLV-Ordnungen im Winter abschließend formuliert werden, die neue Satzung bis zum 16. April beim Gericht eingetragen (und damit rechtskräftig) wird und möglichst am 17. April eine Präsenz-Mitgliederversammlung das neue – verkleinerte – Präsidium wählt. Dieses beruft dann den Vorstand, der seinerseits danach die Mitglieder der DLV-Kommissionen benennt.

Aufgrund geänderter Vorgaben von DOSB, Bund und NADA (Nationale Anti-Doping-Agentur) mussten wesentliche Ordnungen, die Bestandteile der Satzung sind, aktualisiert werden. Dabei setzten die Verbandstags-Delegierten ein starkes Zeichen, indem in geheimer Abstimmung alle 172 Stimmberechtigten dem Anti-Doping-Code, dem Ethik-Code und der Rechts- und Verfahrensordnung zustimmten. Sie machten damit deutlich, dass die gesamte Leichtathletik geschlossen hinter der Doping-Bekämpfung und hinter den ethischen Grundsätzen ihres Verbandes steht. Mit großer Mehrheit angenommen wurde der Haushaltsplan 2021 zu, der coronabedingt mit einer geringen Entnahme aus den Rücklagen abschließt.

Zum Abschluss des dreistündigen Online-Verbandstages stimmten die Delegierten einer vom Landesverband Sachsen-Anhalt eingebrachten Resolution an die Politik „Für den Sport“ für die baldige Wiederöffnung des Freizeit- und Vereinssports zu.