Cacau: „Die auf dem Platz stehen, müssen es vorgeben“

Während dieses märchenhaften Aufstiegs aus der Armut des brasilianischen Mogi da Cruzes zum Bundesligaspieler, Deutschen Meister, Nationalspieler und WM-Teilnehmer gab es in Cacaus Leben schon ein paar wichtige Momente. Der 20. Spieltag der Saison 2006/2007 etwa. Der VfB Stuttgart spielte in Dortmund, Dr. Markus Merk leitete und 63.600 Zuschauer füllten den Signal-Iduna-Park. „Es kam eine Flanke von links und Mario spitzelte den Ball ins lange Eck“, erinnert sich Cacau. In der 59. Minute traf Gomez zum einzigen Tor des Tages. Mit Folgen. Der VfB sollte bald vom dritten auf den zweiten Tabellenplatz klettern und am Ende ganz oben stehen. Im Sommer 2007 waren Cacau und sein VfB Stuttgart Deutscher Meister.

Heute also ist Cacau wieder in Dortmund im Einsatz, nur ein paar Kilometer vom Westfalenstadion entfernt. Der DFB hat die Fußballbasis eingeladen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. „Integration im Dialog“ heißt die Veranstaltungsreihe, die vorher in Hamburg, Saarbrücken und Frankfurt Station gemacht hatte. Cacau ist Schirmherr der Integrationsforen. So auch heute hier im SportCentrum Kaiserau. „Die täglich auf dem Sportplatz stehen, müssen es vorgeben“, sagt Cacau, der im Herbst 2016 seine Profilaufbahn beendet hat und seitdem den DFB als Integrationsbeauftragter repräsentiert. Früher schoss er den Führungstreffer, heute ist er eher für den Ausgleich zuständig. „Wir wollen vor allem zuhören und das DFB-Integrationskonzept aus dem Jahr 2008 in einem partizipativen Prozess mit der Fußballbasis modernisieren.“ Das neue Integrationsverständnis wird dem DFB-Bundestag vorgelegt, zu dem der Dachverband im September nach Frankfurt einlädt.

Zu Beginn des vierstündigen Workshops begrüßte der Präsident des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Integration ist eben nicht ein Thema unter vielen, sondern ein zentrales“, sagte Gundolf Walaschewski. „Gegenwärtig müssen wir erleben, dass Abschottung und Ausgrenzung das Wort geredet wird. Wir als Fußballer müssen das als Angriff auf die Sportvereine verstehen, denn Sport und Fußball stehen für Vielfalt.“ Walaschewski sprach auch andere Probleme an: „Manchmal verhindern kulturelle Hürden, dass Mädchen und Frauen am organisierten Sport in Deutschland teilnehmen.“

Seit dem Jahr 2006 zählt Integration zum engeren DFB-Aufgabenkatalog. Mit zehn Selbstverpflichtungen war der Deutsche Fußball-Bund damals maßgeblich am „Nationalen Integrationsplan“ der Bundesregierung beteiligt gewesen. Ein Praxishandbuch Integration fand rege Abnahme bei den 25.000 Vereinen, den von Sönke Wortmann gedrehten Fernsehspot "Más Integración" sahen akkumuliert 335 Millionen Menschen. Mit dem von 2007 bis 2018 verliehenen "DFB- und Mercedes Benz-Integrationspreis" wurden 33 Sieger prämiert, von denen viele bis heute in und mit dem Fußball Integration vorantreiben. Alle 21 Landesverbände schufen eine Stelle für die Integration. „Der Fußball war, ist und bleibt ein Motor der Integration“, sagte DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg, der ebenfalls nach Kamen gekommen war. „Gerade auch für geflüchtete Menschen bietet der Fußball eine gute Möglichkeit, Teilhabe an dieser Gesellschaft zu erlangen.“ Aktuell spielen 80.000 Flüchtlinge mit einem Spielerpass unter dem Dach des DFB im Wettbewerb Fußball.

Fünfte und letzte Station von „Integration im Dialog“ ist am 31. Mai Leipzig.