„Bei der Technik stehen die Topclubs der Frauen den Männern in nichts nach“

Jubiläum beim TuS Wickede Ruhr: dort wird seit 50 Jahren Frauenfußball gespielt. Damit gehört der Verein zu den traditionsreichsten Frauen-Mannschaften in Deutschland. Maja Preker ist Teil der aktuellen Generation. Die 18-jährige Offensiv-Frau spielt seit fünf Jahren beim TuS. Zudem ist sie Trainerin der U13-Mädels. Wir haben mit Maja über die Entwicklung des Frauenfußballs, immer noch bestehende Vorurteile und die lange Tradition ihres Vereins gesprochen.

Maja, Dein Verein gehört zu den traditionsreichsten Frauen-Mannschaften im Kreis. In wie weit merkt man diese Tradition heute noch?

Maja Preker: Man merkt den Einfluss und die Tradition allein daran, dass die Frauenfußballabteilung in der Region sehr bekannt ist und viele Menschen mit dem Wickeder Frauenfußball große Erfolge und gute Nachwuchsförderung verbinden. Bei Heimspielen und wichtigen Meisterschafts-, Pokal- und Aufstiegsspielen werden die Mannschaften durch viele Zuschauer unterstützt – und das obwohl wir jetzt nur noch in der Kreisliga spielen. 

Wie viele Zuschauer stehen denn bei Euch am Rand?

Preker: Eine genaue Zahl kann ich jetzt nicht sagen, aber dadurch, dass unsere U17- und U13-Mannschaften, Freunde, Familien und einige treue Fans anwesend sind, kommt eine lautstarke Unterstützung zusammen.

Im Gründungsjahr 1969 war Frauenfußball noch offiziell vom DFB verboten. Spürst Du auch heute noch Widerstand gegen Euren Sport?

Preker: Ich persönlich habe es noch nicht kennengelernt. Man merkt natürlich schon, dass der Frauenfußball dem Männerfußball immer noch untergeordnet ist. Der Frauenfußball hat noch nicht so eine große Tragweite, erreicht medial nicht so viele Menschen und es spielen auch noch lange nicht so viele Mädchen Fußball wie Jungen. Aber in unserem Verein oder in unserer Umgebung bekomme ich keine blöden Sprüche. Und ich werde auch nicht gefragt, warum ich denn als Mädchen Fußball spiele, auch wenn das mit Sicherheit noch ein großes Thema ist, vor allem auch in anderen Ländern.

Mit der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen im Sommer stand in diesem Jahr die Frauen-Nationalmannschaft viel im Fokus der Medien. Merkt man so einen Hype im Verein?

Preker: Ich trainiere unter anderem auch unsere U13. Und da merkt man schon, dass nach so einer WM nochmal ein größerer Andrang herrscht. Und hier vor Ort haben wir es natürlich auch gemerkt. Wir haben mit der Mannschaft oft zusammen geguckt. Die Mädchen schauen bei so einem Turnier auch nochmal genauer hin, weil die Spielerinnen natürlich Vorbilder sind.

Ist es wichtig, dass man mit Spielerinnen wie Alex Popp und Lina Magull große Vorbilder hat, die auch bei Instagram sehr aktiv sind und somit mehr Präsenz bekommen?

Preker: Ich denke schon. Und die sozialen Medien werden vor allem von Teenagern genutzt. Wenn Spielerinnen wie Magull und Popp dort auch mal berichten, wie ihr Alltag ist oder auch wie eine Vorbereitung auf ein Spiel aussieht, sehen das die Jüngeren. Mit Instagram bekommt der ganze Sport eine größere Plattform. Das ist wichtig.

Was schaust Du lieber: Frauen- oder Männerfußball?

Preker: Ich bin allgemein sehr fußballinteressiert und gucke sehr gern Fußball, aber schon mehr Männerfußball. Das liegt zum Teil aber auch daran, dass Männerfußball viel mehr publik ist und auch häufiger im Fernsehen übertragen wird. Die größeren Turniere verfolge ich auf jeden Fall auch bei den Frauen. Im Alltag ist das aber schon schwieriger.

Was ist für Dich der größte Unterschied zwischen Männer- und Frauenfußball?

Preker: Das Tempo. Man sieht schon, dass bei den Männern alles noch schneller und flüssiger läuft. Auch die Kraftverhältnisse unterscheiden sich. Aber wenn man sich die großen Vereine ansieht, denke ich nicht, dass die Frauen den Männern technisch noch in vielem nachstehen.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft des Frauenfußballs?

Preker: Für den Frauenfußball wünsche ich mir in der Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Ich würde mir wünschen, dass die Frauen noch mehr in den Medien vertreten sind und so noch mehr zu „Stars“ beziehungsweise Vorbildern werden. Aufmerksamkeit entsteht vor allem durch große Erfolge und so hoffe ich, dass sich die deutschen Frauen weiter in der Weltspitze etablieren. Größere Anerkennung würde die Wertigkeit des Frauenfußballs erhöhen, was hoffentlich einmal dazu führt, dass die Frauen den Männern auch im Thema Gehalt nicht nachstehen.

Ende August fand Eure 50-Jahr-Feier statt. Wie war es?

Preker: Es war ein schönes Fest mit vielen aktuellen und ehemaligen Spielerinnen und Gästen. Wir hatten viel Spaß und haben viel gelacht. Durch viele Erinnerungsstücke wie Trikots, Zeitungsberichte und Fotos konnten sich alle an die schöne und erfolgreiche Zeit erinnern.

Über welche Begegnungen hast Du Dich am meisten gefreut?

Preker: Da ich noch nicht so lange in Wickede spiele wie viele meiner Teamkolleginnen, hatte ich jetzt keine überraschenden Begegnungen und Wiedersehen, habe die Feier aber mit meinen Teammitgliedern und Freunden genossen.

Und am Tag nach der Feier habt Ihr sogar noch Euer Spiel gewonnen. Der Abend war also nicht zu wild?

Preker: Da uns das Spiel am Sonntag wichtig war und wir unbedingt gewinnen wollten, haben wir das Feiern nicht übertrieben (lacht) und am Sonntag gut gespielt und 5:2 gewonnen.