15-jährige Nele Sietmann ist in ihrer Alterskategorie eine Klasse für sich

Man hatte bei den westfälischen Jugendmeisterschaften in Hagen das Gefühl, als würde Nele Sietmann (LG Brillux Münster) im 800-Meter-Lauf der Klasse W15 in einer anderen Liga unterwegs sein. Bereits nach der ersten Runde stürmte sie mit großem Vorsprung dem Felde voran und hatte im Ziel als souveräne Siegerin in 2:19,23 Minuten einen komfortablen Vorsprung vor Elissa Albers (TV Westfalia Epe / 2:25,20 Min.) und Lina Ebbinghaus (LG Olympia Dortmund / 2:26,44 Min.). Mit ihrer überzeugenden Vorstellung krönte die 15-jährige Mittelstrecklerin der LG Brillux Münster, die zudem Mitglied des goldgas Talent-Teams ist, eine erfolgreiche Saison. Trotz coronabedingter Pause gingen für Nele Sietmann nahezu alle Wünsche in Erfüllung.

Auch ihr drei Jahre älterer Bruder Marco trumpfte zum Abschluss der "Late Season" noch einmal groß auf. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn „knackte“ er im 2.000-Meter-Lauf der Klasse U20 mit ausgezeichneten 5:57,02 Minuten erstmals Sechs-Minuten-Marke und konnte anschließend Bronze in Empfang nehmen.

Es kommt nicht immer vor, dass Bruder und Schwester dieselben Hobbys haben. Bei Marco und Nele Sietmann ist dies jedoch der Fall. Beide spielten zunächst bei der DJK Grün-Weiß Nottlun Fußball, bevor sie vor fünf Jahren zur Leichtathletik wechselten. Die sportbegeisterten Geschwister haben diesen Schritt bisher nicht bereut. So räumte Nele im vergangenen Jahr in der Klasse W14 in Westfalen alle Titel ab, die es für sie zu gewinnen gab. Auch auf DLV-Ebene machte die talentierte Läuferin bereits auf sich aufmerksam. So beeindruckte sie 2019 bei den Deutschen U16-Meisterschaften in Lage mit ihrem Silberrang im Blockwettkampf Lauf (2.624 P.). Dabei war sie über 2.000 Meter mit 6:57,59 Minuten klar die Tagesschnellste.

2020 setzte die hochaufgeschossene Mittelstrecklerin mit dem raumgreifenden Schritt ihren Erfolgskurs fort. Bei den westfälischen U16-Hallen-Meisterschaften am 1. März 2020 in Paderborn unterstrich sie ihre Klasse, als sie bei ihrem überlegenen 800-Meter-Erfolg in 2:15,06 Minuten einen Vorsprung von mehr als 15 Sekunden vor der nachfolgenden Konkurrenz hatte. In der eingeschränkten Freiluftsaison 2020 beeindruckte sie neben ihrem überzeugenden 800 m-Titelgewinn zum Saisonabschluss in Hagen (2:19,23 Min.) bei Veranstaltungen in Dortmund (2:14,32 min.) und Regensburg (2:15,63 min.) mit ihren sicheren Erfolgen. In Rheine verbesserte sie in der Klasse W14 die westfälische Bestmarke im 1.500-Meter-Hindernislauf um 7,05 Sekunden auf ausgezeichnete 4:57,55 Minuten.

Mutter Stefanie Sietmann war früher ebenfalls erfolgreiche Mittelstrecklerin

Durch ihre Mutter Stefanie Sietmann, die früher selbst einmal begeisterte Läuferin war, ist Nele bereits mit fünf Jahren zur Leichtathletik gekommen und machte bei der LG Coesfeld schnell auf ihr außergewöhnliches Talent aufmerksam. Mit sieben Jahren entdeckte sie ihr Herz auch für den Fußball, sodass sie vier Jahre lang wie ihr Bruder Marco bei der DJK Grün-Weiß Nottlun neben der Leichtathletik noch dem runden Leder nachjagte. Diese Doppelgleisigkeit führte oft zu zeitlichen Problemen, sodass sie nach vier Jahren die Konsequenzen zog und sich wie Marco klar wieder für die Leichtathletik entschied.

„Ich wollte früher immer das machen, was mein Bruder gemacht hat. Wenn er früher bei einem Leichtathletik-Wettkampf startete, haben meine Eltern immer danach geschaut, ob es für mich gleichzeitig bei dieser Veranstaltung auch einen Wettbewerb gab", berichtet die frühere Stürmerin der DJK Grün-Weiß Nottlun.

Nun ist die mehrfache NRW- und Westfalenmeisterin glücklich, dass ihr Herz nur noch eine Sportart schlägt. „Im Gegensatz zum Fußball kann man in der Leichtathletik wesentlich besser erkennen, welchen persönlichen Anteil man an einer Leistung hat. So freue mich über jede Verbesserung. Auch teste ich gerne meine persönlichen Grenzen aus", betont Nele Sietmann.

Die 1,73-Meter-große Läuferin mit dem ästhetischen Laufstil will sich in Zukunft auf die 800- und 1.500-Meter-Distanz fokussieren. Betreut wird sie bei der LG Brillux Münster wie ihr Bruder von Robert Welt und Jörg Riethues. Momentan trainiert sie fünfmal in der Woche, wobei ihr Programm aus einem wohldosierten Mix aus Dauerläufen, Tempoarbeit und Sprints besteht.

In Nottuln stehen Nele viele Laufstrecken zur Verfügung

Die Zehntklässlerin des Rupert-Neudeck-Gymnasiums in Nottuln, die gerne Lehrerin mit den Fächern Französisch und Sport werden möchte, nimmt zweimal in der Woche zusammen mit ihrem Bruder am Vereinstraining der LG Brillux in Münster teil. Den Rest, vornehmlich Dauerläufe, absolvieren die Geschwister von zuhause aus, wobei ihnen in Nottuln viele ideale Laufstrecken zur Verfügung stehen.

Nele und Marco spulen aufgrund ihrer unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen meist verschiedene Programme ab. So verbesserte sich Marco Sietmann am 25. Juli in Regensburg über 1.500 Meter um vier Sekunden auf ausgezeichnete 3:55,86 Minuten. Darüber hinaus gewann der Ex-Kicker in diesem Jahr in der Klasse U20 die deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Crosslauf und glänzte mit seinem vierten Rang über 1.500 Meter in 4:09,96 Minuten bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg sowie vor kurzem mit seinem Gewinn der Bronzemedaille über 2.000m-Hindernis in 5:57,02 Minuten bei der Jugend-DM in Heilbronn.

Wenn Marco einen Dauerlauf absolviert, legt er die Kilometer-Abschnitte meist in ca. vier Minuten zurück. Nele bevorzugt dagegen meist ein Tempo von 4:30 bis 4:40 Minuten pro Kilometer. Da macht es keinen Sinn, im Gleichschritt nebeneinander zu laufen. Das Gleiche gilt für Tempoläufe. Seinen endgültigen Wechsel vom Fußball zur Leichtathletik vor fünf Jahren hat auch Marco Sietmann nicht bereut: „Ich bewege mich unwahrscheinlich gerne. Das kann ich in der Leichtathletik auf jeden Fall besser als beim Fußball".

Neben den Mittelstrecken hat der Abiturient des Rupert-Neudeck-Gymnasiums mit dem 2.000-Meter-Hindernislauf ein weiteres As im Ärmel. Zudem ist DM-Dritte in diesem Wettbewerb, der dem Jahrgang 2002 angehört, im kommenden Jahr noch in der Jugendklasse startberechtigt. Gute Aussichten also für 2021. Das tolle Gefühl, in neue Leistungsdimensionen vorzustoßen, wird daher das erfolgreiche Geschwisterpaar in Zukunft noch öfter genießen können.