Pamela Dutkiewicz und Daniel Jasinski haben bei der EM die besten Chancen

Das Warten hat für die Leichtathleten ein Ende. Die mit Spannung erwarteten 24. Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin beginnen heute mit den Qualifikationswettkämpfen. Richtig los geht es im Berliner Olympiastadion allerdings erst am Dienstag (7. August), wenn bereits sieben Entscheidungen auf dem Programm stehen. Bis einschließlich Sonntag (12. August) wird ein Höhepunkt den anderen jagen. Die Europameisterschaften bilden nach der WM 2009 das größte Leichtathletik-Event in Deutschland.

Insgesamt 250.000 Tickets sind für die EM verkauft worden. 275.000 sind erforderlich, um eine „schwarze Null“ zu schreiben. Eingebunden sind die Leichtathletik-Europameisterschaften in die "European Championships", die eine Bündelung von sieben Europameisterschaften in den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Radsport, Triathlon, Rudern und Golf sind. Mehr als eine Milliarde TV-Zuschauer werden zu diesem „Klein-Olympia“ erwartet. ARD und ZDF planen mit mehr als 100 Sendestunden.

Mit aktuell 125 Athletinnen und Athleten ist die Mannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) so groß wie nie zuvor bei kontinentalen Titelkämpfen. Auch der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) ist in Berlin mit 13 EM-Teilnehmerinnen und Teilnehmern zahlenmäßig gut vertreten ­– und natürlich auch leistungsmäßig.

Gespannt sind die westfälischen Leichtathletik-Fans auf den Auftritt von Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid), die über 100m-Hürden eine Medaillen holen kann. Die WM-Dritte, deren Saisonbestzeit 12,67 Sekunden beträgt, bewies bei ihren vergangenen Rennen mehrfach, dass sie topfit für die EM ist. Das muss sie auch sein, denn die kontinentale Konkurrenz hat in den letzten Wochen deutlich aufgeholt, so dass der Kampf um die Medaillen im Finale am Donnerstag (9. August) um 21:50 Uhr äußerst spannend wird. Neben ihrer Dauerrivalin Cindy Roleder (SV Halle) hat die 26-jährige Wattenscheiderin vor allem die beiden Weißrussinnen Alina Taylor und Elvira Hermann zu beachten.

Wenn Tatjana Pinto (LC Paderborn), die zuletzt bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg wegen ihrer muskulären Probleme nur in der 4x100m-Vereinsstaffel lief, wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte ist, kann sie über 100m und 200m für eine Überraschung sorgen. Die Paderbornerin wurde wie die Wattenscheiderin Yasmin Kadwo auch für die 4x100m-Staffel nominiert, die bei den  Europameisterschaften 2016 in Amsterdam Bronze gewann. Auch in Berlin hoffen die DLV-Sprinterinnen wieder auf Edelmetall.

Im Marathonlauf, der am Abschlusstag (12. August) um 9:05 Uhr gestartet wird, rechnet man voraussichtlich mit einer Hitzeschlacht. Wenn die Wattenscheiderin Laura Hottenrott gut mit der Wärme klar kommt, kann sie einen guten Mittelfeldplatz belegen. Weitspringerin Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid) hatte in den vergangenen Wochen mit ihrer wechselnden Form zu kämpfen. Wenn die Hallen-WM-Dritte in Berlin mehr Konstanz in ihre Sprünge bringt, ist auf jeden Fall mit ihr im Finale am Samstag (11. August) um 20:05 Uhr zu rechnen.

Bei den Männern hat von den westfälischen Athleten Daniel Jasinski (TV Wattenscheid) die besten Karten. Allerdings steht der Wattenscheider, der gestern seinen 29. Geburtstag feierte, mit 66,59m nur an sechster Stelle der aktuellen europäischen Bestenliste, sodass er auf seine Saisonbestweite im Finale am Mittwoch (8. August) um 20:20 Uhr mindestens noch ein bis zwei Meter draufpacken muss, wenn er in die Medailleränge kommen möchte. Dass er sich bei Großereignissen entsprechend pushen kann, hat er unter anderem bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro bewiesen, als er überraschend Bronze gewann.

Amanal Petros hofft auf einen Platz unter den Top 10

Im 10.000m-Lauf stellt sich Amanal Petros (SV Brackwede) einer großen Herausforderung, denn es werden zur Startzeit am Dienstag (7. August) um 20:20 Uhr über 30 Grad erwartet. Mit seiner Bestzeit von 28:29,78 Minuten liegt der 23-jährige Brackweder auf dem 20. Rang der europäischen Bestenliste. Sein Ziel ist ein Platz unter den Top 10. Wenn er sich bei den hohen Temperaturen das Rennen richtig einteilt, kann sein Wunsch eventuell in Erfüllung gehen.

Robin Erewa (TV Wattenscheid) konnte sich aufgrund von Verletzungen erst bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg endgültig für die EM qualifizieren. Ein Überstehen des 200m-Vorlaufes wäre daher für ihn schon ein großer Erfolg. Zusammen mit seinem Vereinskameraden läuft er auch noch in der deutschen 4x100m-Staffel, die vor zwei Jahren bei der EM in Amsterdam überraschend auf den Bronze-Rang kam und dieses Husarenstück in Berlin wiederholen möchte. Mit Torben Junker (LG Olympia Dortmund) und Manuel Sanders (SC Preußen Münster) sind auch zwei Westfalen für die 4x400m-Staffel benannt worden. Das Quartett müsste auf jeden Fall am Samstag (11. August) um 21:30 Uhr in den Endlauf kommen. Marius Probst (TV Wattenscheid) hofft, dass im 1.500m-Lauf mehr auf Taktik als auf Tempo gelaufen wird, denn dann kann der angehende Lehrer mehr seine hervorragenden Spurtqualitäten ausspielen. Ein Finalplatz ist für Probst auf jeden Fall möglich.