Leichtathletik-Sportwart Hubert Funke feiert heute seinen 60. Geburtstag

"Wessen Herz voll ist, dem geht der Mund über", heißt es. Der langjährige Leichtathletik-Sportwart des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (seit 1998), der heute seinen 60. Geburtstag feiert, hat in seinem Leben im Beruf und Sport schon viel bewegen können. Das Interview, das Leichtathletik-Pressewart Peter Middel mit ihm anlässlich seines Ehrentages führte, hat eigentlich den üblichen Umfang gesprengt. Der Lehrer mit den Fächern Sport und Biologie, der im neuen Schuljahr an der Sekundarschule Geseke die Leitung der Oberstufe übernimmt, wird in der Leichtathletik vornehmlich als engagierter Leichtathletik-Sportwart des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) wahrgenommen. Hubert Funke war aber auch ein sehr erfolgreicher Trainer und von 1990 bis 1995 hauptamtlicher Landestrainer für den Leistungssport im FLVW.

Ihre Anfänge im Sport liegen schon einige Jahre zurück. Wie sind Sie zur Leichtathletik gekommen?

Hubert Funke: Mein Vater war Geschäftsführer im TuS 93/33 Wadersloh und hat mich schon kurz nach meiner Geburt im Verein angemeldet. Als Kind und Jugendlicher habe ich zunächst wettkampfmäßig bis auf Gau-Ebene geturnt. Mein Onkel, Hubert Niehüser, war Oberturnwart im TuS 93/33 Wadersloh.  Ich habe Tischtennis und Fußball mit mehr oder weniger großem Erfolg ausprobiert. Über die gemischten Mehrkämpfe im Turnen bin ich mit der Leichtathletik in Berührung gekommen. Ein weiterer Onkel von mir, Karl-Heinz Bornefeld, war Abteilungsleiter im TuS 93/33 Wadersloh und auf Kreisebene im Fußballkreis Beckum tätig. Als selbständiger Unternehmer hatte er selten Zeit für seine Trainer-Tätigkeit. Als Schüler im Sportleistungskurs am Ostendorf-Gymnasium in Lippstadt hat er mich immer häufiger als sein Vertretungs-Übungsleiter im Verein eingesetzt.

Wann haben Sie mit Ihrer Trainer-Tätigkeit begonnen?

Funke: Mit nur 16 Jahen wurde ich 1974 Aushilfs-Übungsleiter (Anmerkung von 1974 bis 1976), dann Übungsleiter (1976-1988) und später Abteilungsleiter (1978-1986) im TuS 93/33 Wadersloh, dem ich schon seit 50 Jahren angehöre und dessen Ehrenmitglied ich seit 2015 bin. 1980 gründete ich mit Hans-G. Hendricks die LG Liesborn-Wadersloh und 1988 trat der TuS Wadersloh der LG Ahlen für zwei Jahre bei. Ende 1989 wurde ich dann Wurftrainer bei der LG Olympia Dortmund. Dort war ich bis 2012 als Trainer tätig und habe dann das Trainergeschäft nach 38 Jahren an den Nagel gehängt. In dieser Zeit habe ich mehr als 200 Aktive in Vereinen und genau so viele im D-Kader des FLVW betreut, von denen gut ein Drittel mindestens einen Westfalenmeistertitel errungen hat. Angefangen habe ich in Wadersloh im C-, B- und A-Schülerbereich. Mein erster großer Erfolg war der Vize-Westfalentitel im Mannschaftsendkampf der C-Schüler 1979 in Rheine. Monika Pautmeier war meine erste herausragende Athletin, die als W15-Schülerin 1984 mit der Zeit von 10:13,1 Minuten über 3.000m Platz drei in der DLV-Bestenliste belegte und 1985 bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin in 10:12,10 Minuten über 3.000m Vierte wurde.

Monika Pautmeier war eine Läuferin. Sie haben Ihre größten Erfolge aber als Trainer aber im Wurfbereich erzielt. Wie sind Sie vom Lauf zum Wurf gekommen?

Funke: Da unsere heimische Sportanlage nur eine Aschenbahn hatte, habe ich mich sehr früh als Trainer für die Würfe entschieden. Den Speerwurf haben wir auf Förderbändern eines heimischen Bauunternehmers geübt, den mein Vater kannte, und der diese kostenlos zur Verfügung stellte. Meine ersten Erfolge hatte ich dann auch im Speerwurf mit den Athletinnen Annette Bühne und Katja Buschsieweke. Annette Bühne wurde 1984 im Speerwurf mit 48,40m Westfalenmeisterin in der A-Jugend. Es folgte Svenja Schilling (Anmerkung: Persönliche Bestweite 54,14m), die dreimal Deutsche Jugendmeisterin in der  A- und B-Jugend werden konnte und 1997 an der U20 EM slowenischen  Ljubljana  teilnahm. Die größten Erfolge erzielte ich mit den Geschwistern Daniel und Anna-Katharina Weller. Daniel belegte mit 18,31m den dritten  Platz bei den U20 Hallenmeisterschaften 2004 in Neubrandenburg und konnte bei den Juniorenmeisterschaften in Bautzen 2005 im Kugelstoßen die Vize-Meisterschaft mit 17,23m nur 14 Zentimeter hinter Robert Harting erringen. Seine jüngere Schwester Anna-Katharina stieß 2003 zu meiner Trainingsgruppe. Ihre Mutter meinte, sie habe Talent für das  Diskuswerfen. 2003 nahm sie dann erstmals an Deutschen Meisterschaften im Blockwettkampf Wurf in Rhede teil und belegte dort auf Anhieb den Bronze-Rang. 2004 gelang es ihr, als A-Schülerin bei den deutschen U18-Meisterschaften den vierten Platz zu belegen. Ab dort begann für sie eine einzigartige Karriere, die mit einer persönlichen Bestleistung von 54,50m endete. Sie nahm von 2005 bis 2009 an fünf internationalen Meisterschaften teil und wurde zweimal Vierte. Im selben Zeitraum konnte sie fünf Deutsche Meisterschaften im Diskuswerfen erringen.

Welche Aufgaben haben Sie im Verband und im Kreis ausgeübt? 

Funke: Im Fußball- und Leichtathletik-Kreis Beckum war ich als Jugendwart von 1985 bis 1988 und als Lehrwart von 1988 bis 1990  tätig. 1984 habe ich erst die C-Trainerlizenz in der Leichtathletik erworben, da meine Schwester diese Lizenz schon hatte und ich als studierter Sportlehrer ihrer Meinung nach angeblich keine Ahnung von der Leichtathletik hatte. Bei meiner Übungsleiterprüfung, die der damalige FLVW-Lehrwart Kurt Ellerhausen und der Ex- Landes-Disziplintrainer Heinrich Casper vornahmen, musste ich mündlich meine neuen Denkansätze in der Vermittlung der Disziplin Hürdenlauf erläutern. Von 1985 bis 1987 habe ich dann die B-Trainer-Lizenzen im Sprint, Sprung und Wurf erlangt. 1988 folgte die A-Trainerlizenz im Bereich Wurf. Mit Dr. Ulrich Becker und Klaus Oltmanns habe ich dann die Lehrarbeit im FLVW ehrenamtlich erheblich entstaubt und ein ganz neues Lehrkonzept mit einem Ausbildungs-Ordner entwickelt. Das war die Keimzelle für die heutige Lehrgangskonzeption. 1989 wollte ich dann hauptberuflich Jugendbildungs-Referent im FLVW werden und die Ausbildungsarbeit im Verband übernehmen. Im Vorstellungsgespräch erklärte mir der damalige Verwaltungsdirektor Klaus-Dieter Roszak, dass mein Aufgabengebiet jedoch ein ganz anderes sei und die Lehrarbeit in der Übungsleiterausbildung dem Leitenden Landestrainer, Heinz-Dieter Antretter, vorbehalten sei. 1990 wurde ich dann hauptberuflicher Landestrainer für Leistungssport im FLVW. In dieser Funktion wurde ich dann in die Lehrarbeit des FLVW sowohl in der Theorie als auch in der Praxis eingebunden. Nach fünf Jahren als Landestrainer für Leistungssport bin ich dann in den Schuldienst zurückgekehrt. Ich habe eine Stelle in Dortmund an der Hauptschule Am Ostpark erhalten. Dadurch konnte meine ehrenamtliche Trainertätigkeit bei der LG Olympia Dortmund weiterführen.

Was hat Sie bewogen, vor 20 Jahren im FLVW das Amt des Sportwartes zu übernehmen?

Funke: 1998 sprach mich Herta Wiese an, ob ich nicht die Nachfolge von Hans Schmidt als Sportwart im FLVW übernehmen wolle. Die Sportwartin Christina Geiseler würde mich dabei auch unterstützen. Zufällig haben übrigens Sportwart und Sportwartin im FLVW am selben Tag, am 5. August, Geburtstag. Ich erkannte für mich die Chance, von der Trainerrolle in die Funktionärsrolle zu wechseln und fand auf dem damaligen Leichtathletik-Verbandstag in der Sportschule Kaiserau die Zustimmung der Delegierten. Schon bald einigte ich mich mit Christina Geiseler darauf, dass ich für die terminliche Planung und die Normen bzw. Qualifikationsleistungen bei den Meisterschaften zuständig bin und sie die Wettkampforganisation und -durchführung verantwortet. In den ersten Jahren als Sportwart war es mir wichtig, die terminliche Planung der Meisterschaften im FLVW auf leistungssportliche Überlegungen hin auszurichten und ein komplettes Meisterschaftsangebot auszubauen. Die Gestaltung der Zeitpläne für die Aktiven lag mir dabei besonders am Herzen.

Sie haben in den vergangenen Jahren als Sportwart einiges bewegen können. Worauf sind Sie besonders stolz?

Funke: Als Sportwart musste ich zunächst ungefähr ab 2008 miterleben, wie der LSB NRW immer mehr Druck machte, die D-Kaderförderung des FLVW und des LVN zusammenzulegen. Seit 2011 habe ich diesen Prozess als Leiter der AG Leistungssport gesteuert. Ich denke, dass hier diese beiden Verbände sehr gut zusammenarbeiten und die Arbeit erste Früchte trägt. Viel Arbeit habe ich in ein gemeinsames Wettkampfprogramm der beiden Verbände auf NRW-Ebene investiert. Ich denke, dass sich die NRW-Meisterschaften insgesamt bewährt haben.

Was motiviert Sie, sich trotz Ihrer beruflichen Belastung über solch einen Zeitraum ehrenamtlich für die Leichtathletik zu engagieren?

Funke: Im Laufe der Jahre habe ich als Trainer und Funktionär viele positive und auch einige negative Erfahrungen gesammelt. Ich habe viele Menschen und Orte auf der Welt kennen lernen dürfen. Dies hat meine Person geprägt und reifen lassen. Ich möchte auch jungen Menschen dies ermöglichen und sie für diese schöne Sportart begeistern. Dabei geht es mir nicht allein um die Top-Leichtathletik, deren Schatten-Seiten ich gerade als Werfertrainer kennen lernen musste und die ich absolut ablehne. Ich bin für sauberen Sport und innovative Ideen in der Methodik des Trainings und der Technik in den verschiedenen Disziplinen. Es ist faszinierend, dass man mit ganz unterschiedlichen Ansätzen zu tollen Leistungen in den Disziplinen kommen kann. Die Athleten und deren Gesundheit müssen dabei jedoch immer im Vordergrund stehen.

Was stört Sie manchmal?

Funke: Es stört mich, dass viele Leichtathleten absolute Individualisten sind, die häufig nicht die großen Zusammenhänge sehen, sondern nur ihre Eigeninteressen. Es fehlen mir Visionäre, die Ideen entwickeln, unsere Sportart weiter attraktiv zu gestalten und anderen nahe zu bringen. Viele Eigeninteressen verhindern einfach tolle Entwicklungen und es dauert alles zu lange, bis auch der Letzte endlich überzeugt werden kann. Zudem wird mehr verwaltet als gestaltet.

Wie lange möchten Sie noch für den FLVW tätig sein?

Funke: Ich möchte meine Erfahrungen noch bis 2022 oder spätestens 2025 in die Verbandsarbeit einbringen, wenn dies gewünscht wird.

Haben Sie noch Zeit, selbst ein wenig Sport zu treiben?

Funke: Ja, ich versuche zwei- bis dreimal in der Woche mit dem Fahrrad zu fahren, allerdings nicht mit einem Pedelec. Ein Kreuzbandriss im linken Sprungbein beendete alle läuferischen Tätigkeiten. Das Radfahren tut dem Knie gut. Außerdem entspanne ich mich dabei gut.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Funke Ich möchte gesund bleiben und noch viele Jahre mit meiner Familie verbringen. Dabei hoffe ich, für sie etwas mehr Zeit zu haben als momentan. Vielleicht gelingt es mir auch noch, die Stützpunktstruktur des Verbandes nachhaltig zu verändern und die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt weiter zu intensivieren.

Vielen Dank für das Gespräch!