Anna Hense ist üppig mit Leichtathletik-Genen ausgestattet

Wegen eines Muskelfaserrisses, den sie sich im Mai 2019 zugezogen hatte, konnte Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund) fünf Monate lang nicht trainieren. Dank ihres eisernen Willens gelang der 16-jährigen Langsprinterin, die dem goldgas Talent-Team angehört, während der Hallensaison 2019/2020 ein vielversprechendes Comeback.

Dabei erzielte sie Zeiten, von denen sie vorher nur geträumt hatte. Ihr Glanzstück lieferte die Zehntklässlerin des Friedrich-Bährens-Gymnasiums in Schwerte bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg ab, als sie als Jüngste im Feld (Jahrgang 2004) mit ihrer neuen persönlichen Bestzeit von 55,06 Sekunden überraschend die Bronzemedaille gewann. "Diese Leistung kam für mich völlig unerwartet. Ich wäre schon mit einer hohen 55er Zeit zufrieden gewesen", betont Anna Hense, die bereits im Vorlauf mit 55,91 Sekunden auf ihre Klasse aufmerksam gemacht hatte. Das Bemerkenswerte: Die Hallen-DM-Dritte absolvierte in Neubrandenburg erst ihr zweites 400-Meter-Rennen in ihrer noch jungen Laufbahn und ist mit ihrem neuen Hausrekord zweitschnellste Viertelmeilerin des Jahrgangs 2004 in Europa.

Bei den NRW-Jugend-Hallenmeisterschaften am 25. Januar 2020 in Dortmund gab Anna Hense ihr Debüt auf der 400-Meter-Distanz, die als die unbarmherzigste Strecke in der Leichtathletik gilt. Dabei deckte sie als souveräne Siegerin mit vielversprechenden 56,90 Sekunden nur annähernd ihre Möglichkeiten in diesem Wettbewerb auf, in dem bereits ihre Eltern Tina und Olaf Hense große Erfolge errangen.

Über ihre tollen Zeiten während der Hallensaison hat sich Anna Hense riesig gefreut genauso wie über die Tatsache, dass sie nach ihrer Zwangspause wieder beschwerdefrei ist. Mit dazu beigetragen haben vor allem ihre Mutter Tina, die in Dortmund ein Pilates-Studio betreibt, und ihr Trainer Thomas Kremer, der sie behutsam aufbaut und ihr in ihrer schwierigen Phase 2019 immer wieder Mut zusprach.

Jederzeit wieder in das Wettkampfgeschehen eingreifen

Zurzeit bereitet sich Anna Hense mit Läufen im Schwerter Wald und Pilates, das sie mit ihrer Mutter durchführt, auf die Freiluftsaison vor. Auch wenn ihr das spezielle 400-Meter-Training fehlt, ist sie so fit, dass sie jederzeit wieder in den Wettkampfgeschehen – wann immer es wieder beginnen wird – einsteigen kann. Ihre Hallenbestzeit von 55,06 Sekunden gilt ihr dabei als guter Orientierungspunkt.

Dass hoffnungsvolle Langsprinterin der LG Olympia Dortmund, die bereits während der Hallensaison 2018/2019 von Erfolg zu Erfolg eilte, sportlich so gut drauf ist, verwundert nicht, denn sie wurde von Eltern und Großeltern üppig mit Leichtathletik-Genen ausgestattet.

So zählten ihr Vater Olaf und ihre Mutter Tina in den 1990er Jahren zur Deutschen Spitzenklasse. Olaf Henses größter Erfolg war der Gewinn der Bronzemedaille mit der 4x400-Meter-Staffel des DLV bei den Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart. Dreimal errang er hintereinander den Titel über 400-Meter-Hürden. Mutter Tina kam bei den deutschen Meisterschaften 1994 in Berlin in der 4x400-Meter-Staffel der LG Olympia Dortmund zu Titelehren.

Auch die Großeltern Jörg und Rosi Balke, die in den 1960er und 1970er Jahre bei Deutschen Meisterschaften ganz oben auf dem Siegertreppchen standen, haben Annas Gene positiv beeinflusst. Ihr Opa Jörg war 1960 sogar Olympiateilnehmer in Rom und machte sich zusammen mit seiner Frau nach Beendigung seiner erfolgreichen Laufbahn als Doping-Fahnder international einen Namen.

„Ich verfüge sicherlich über ein gutes Erbgut, aber das reicht nicht allein aus, um schnelle Zeiten laufen zu können. Sicherlich genauso entscheidend ist bei mir, dass ich mit Thomas Kremer einen hervorragenden Trainer habe, zu dem ich ein großes Vertrauen habe“, betont Anna Hense.

Die sympathische Teenagerin hat noch eine Zwillingsschwester namens Zaya. Die beiden sammelten ihre ersten sportlichen Erfahrungen beim Ballett und Turnen. Wahrscheinlich wären sie auch ohne ihre Eltern und Großeltern zur Leichtathletik gekommen. Bereits auf der Grundschule waren die flinken Zwillinge nämlich immer die Schnellsten und sammelten bei den Bundesjugendspielen die meisten Punkte. Selbst die Jungen hatten keine Chance gegen die beiden schnellen jungen Damen. Bei der Geburt hatte es Zaya am eiligsten, doch inzwischen hat Anna meist die Nase vorn. Beide können gut damit leben.

Vor wichtigen Wettkämpfen achtet Anna Hense immer darauf, dass sie ausgeschlafen an den Start geht und in den Tagen vorher genügend trinkt. „Nervös bin ich am Wettkampftag nicht. Ich verspüre lediglich beim Warmlaufen eine leichte Anspannung.“ Mit zu ihrer inneren Ruhe trägt sicherlich auch dazu bei, dass in ihrer Familie nur wenig über Sport gesprochen wird. Anna Hense setzt nämlich in erster Linie auf Vertrauen: So kann sie ihre Eltern und ihren Coach bei allen Fragen jederzeit ansprechen. Auf diese Verlässlichkeit setzt sie mehr als auf ihre Gene.