Amanal Petros wird Meister auf der Straße

Amanal Petros ist Deutscher Meister über die 10.000 Meter auf der Straße. Der Wattenscheider Langstreckenläufer gewann am Sonntag in Siegburg souverän. Langfristig nutzen tut ihm das aber nicht. Noch am Freitag war Amanal Petros untröstlich. Trotz seiner diesjährigen Top-Zeiten über 5.000 und 10.000 Meter erhielt er die Nachricht, dass er bei der WM in Doha nicht starten kann. Platz 17 über 10.000 Meter in der Weltbestenliste 2019 reichen der IAAF nicht für eine Einladung.

Auch auf der 5.000-Meter-Distanz wird er sein Können nicht zeigen dürfen. Nur zwei Hundertstel trennen ihn hier von der Norm. Zwar werden 42 Läufer von der IAAF eingeladen und Petros nimmt genau diesen Platz ein, aber da er die Norm nicht erreicht hat, wird ein Läufer diesen Startplatz einnehmen, der sportlich weit hinter dem Wattenscheider liegt, dessen Nation aber ansonsten keinen Teilnehmer bei der WM an den Start bringt.

"Eine rein politische Entscheidung. Die IAAF braucht Nationen für ihre Teilnehmerstatistik", kommentierte sein Trainer Tono Kirschbaum die Entscheidung. Entsprechend groß war die Enttäuschung. Doch schon am Samstag war der Kampfgeist wieder erwacht. "Coach, ich starte in Siegburg. Das bin ich dir und dem Verein schuldig", so Amanal Petros kämpferisch – und mit einer überzeugenden Leistung stellte er unter Beweis, dass sein bis dahin als WM-Vorbereitung aufgezogenes Training sehr erfolgreich war.

"Trostpflaster" für verwehrten WM-Start

Vier Runden galt es bei den Deutschen Meisterschaften im 10-Kilometer-Straßenlauf in Siegburg zurückzulegen. Die Runde war sehr profiliert, es gab einen 900 Meter langen Abschnitt, bei dem es bergauf ging und an dessen Ende Kopfsteinpflaster wartete. Die zahlreichen begeisterten Zuschauer sorgten für eine gute Stimmung. Amanal Petros reihte sich sofort vorne ein und verschärfte auf der letzten Runde das Tempo in einer eng beieinander liegenden Spitzengruppe. Am Ende konnte dem 24-jährigen Wattenscheider niemand mehr folgen, das bedeutete den zweiten deutschen Meistertitel auf dem "Straßen-Zehner" für den Wattenscheider Langstreckler. Die Zeit (28:54 Minuten) konnte sich genau so sehen lassen, gerade bei der schwierigen Strecke: Petros blieb nur fünf Sekunden über seiner persönlichen Bestzeit.  

"Ein kleines Trostpflaster", sagte Amanal Petros danach, "und so schnell lass ich mich auch nicht unterkriegen. Ich werde jetzt mit meinem Coach besprechen, wie ich noch besser werde. Tokio 2020 bleibt mein Ziel".

Vierter Platz und neue persönliche Bestzeit für Kerstin Schulze Kalthoff

Für ein positives Ergebnis aus westfälischer Sicht sorgte auch Kerstin Schulze Kalthoff von der LG Rosendahl: In der weiblichen U23-Wertung wurde die eigentlich auf kürzere Strecken spezialisierte Läuferin Vierte. Bis Kilometer neun konnte sie ihr Tempo gleichmäßig hochhalten. Aber der letzte Anstieg zum Ziel kostete dann doch noch einige Kraft und Zeit – trotzdem pulverisierte Kerstin Schulze Kalthoff ihre persönliche Bestzeit um mehr als eine Minute. Nach Brutto 36:48 und Netto 36:40 Minuten überquerte sie die Ziellinie und freute sich über die Top-Zeit.

Ihr Grinsen wurde noch breiter als in der Ergebnisliste der vierte Rang in der Juniorinnen-Klasse hinter ihrem Namen stand. Ihre Laufkolleginnen Berit Scheid (Bayer Leverkusen) und Sarah Schmitz (ASV Köln) erteilten ihr dann auch direkt lachend ein Trainingsverbot für die Langstrecke, damit sie nicht auch über diese Distanz noch stärker wird. Doch die Rosendahlerin erteilte den Beiden direkt eine Absage und kündigte bereits weitere Langstreckenrennen für die kommende Wintersaison an.